Sinkt das Sterberisiko von Darmkrebs-Patienten durch Kaffee? Neue Studie überrascht
Forscher haben untersucht, welchen Einfluss Kaffee auf eine bestimmte Art von Krebs hat. Der beobachtete Effekt war dosisabhängig.
- Wissenschaftler haben eine neue Studie veröffentlicht.
- Kaffee soll die Überlebenszeit von Darmkrebs-Patienten verlängern.
- Der positive Effekt auf die Gesundheit war allerdings dosisabhängig.
Phoenix/Arizona – Ist Kaffee gesund oder nicht? Über diese Frage streiten Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Studien bescheinigen dem beliebten Heißgetränk einige positive Effekte für die Gesundheit. So soll Kaffee das Diabetesrisiko senken und die Gefäße elastisch machen.
Zudem soll Kaffee auch einen Einfluss auf Krebs-Erkrankungen haben. Beispielsweise war der Kaffeekonsum in Studien wiederholt mit einem geringeren Erkrankungs- und Sterberisiko an Gebärmutter- und Leberkrebs verbunden. Auch der Einfluss auf Darmkrebs ist bereits untersucht worden. In zwei früheren Studien hatten Wissenschaftler herausgefunden, dass Kaffeetrinker eine Darmkrebs-Erkrankung bis zum Stadium III häufiger überleben, wenn sie zusätzlich eine medizinische Therapie machen.
Hilft Kaffee gegen Krebs? Neue Studie veröffentlicht
Christopher Mackintosh von der Alix School of Medicine der Mayo Clinic in Phoenix/Arizona hat jetzt in einer Studie mit 1171 Patienten den Einfluss von Kaffee bei Patienten im Stadium IV der Erkrankung untersucht. In diesem fortgeschrittenen Krebsstadium ist eine Heilung wegen gebildeter Metastasen nicht mehr möglich.
Das Resultat: Kaffeetrinker erlitten später einen Rückfall und ihre Überlebenszeit war länger als bei den Nicht-Kaffeetrinkern. Jeder einzelne Becher am Tag war mit einem um fünf Prozent verminderten Risiko auf eine Tumorprogression verbunden. Das Sterberisiko sank mit jedem Kaffeebecher um sieben Prozent.
Darmkrebs: Der positive Effekt von Kaffee war dosisabhängig
Der positive Effekt war dosisabhängig: Patienten, die mindestens vier Becher Kaffee pro Tag tranken, hatten ein um 22 Prozent vermindertes Risiko auf eine Krankheitsprogression und ein um 36 Prozent vermindertes Sterberisiko.
Das Ergebnis bedeutet allerdings nicht, dass Kaffeetrinker eine Chance hatten, den in diesem fortgeschrittenen Stadium tödlichen Darmkrebs zu überleben. Die mediane Überlebenszeit war jedoch mit 39 Monaten signifikant länger als bei den Nicht-Kaffeetrinkern. Sie starben im Durchschnitt nach 31 Monaten.
Eine Verlängerung des Gesamtüberlebens von Darmkrebspatienten um acht Monate wäre in einer Therapiestudie ein großer Erfolg. Das entsprechende Medikament hätte laut Experten gute Chancen, von den Arzneimittelbehörden eine Zulassung zu erhalten. Das wird beim Kaffee nicht der Fall sein. Der Grund: Die Lebensverlängerung ist keine sicher nachgewiesene Wirkung.
Fortschreitender Darmkrebs kann den Appetit auf die tägliche Tasse Kaffee verdorben haben
In einer Beobachtungsstudie lässt sich keine Kausalität herstellen. Es könnte sogar sein, dass ein schneller fortschreitender Darmkrebs den Patienten den Appetit auf die tägliche Tasse Kaffee verdorben hat. Die Studienautoren versuchen das auszuschließen. Dafür wollen sie ausschließlich Tumorprogressionen berücksichtigen, die 180 Tage oder später nach Therapiebeginn aufgetreten sind.
Um die Wirkung von Kaffee bei Darmkrebserkrankungen klinisch zu beweisen, müssten in einer Studie Patienten vor dem Beginn der Behandlung auf den Konsum von Kaffee oder einem Placebo-Getränk randomisiert werden. Das sei zwar theoretisch möglich, aber praktisch nur schwer umzusetzen. Denn: Ein Beikonsum sei nur schwer zu kontrollieren. Der positive Effekt lasse sich nur nachweisen, wenn Forscher die für die vermutete krebspräventive Wirkung verantwortliche Substanz isolieren und darauf ein Medikament herstellen. (Jan Wendt)