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Bauchschmerzen links und rechts: Das steckt dahinter - Münchner Ärzte warnen: „Kann lebensbedrohlich werden“

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Von: Andreas Beez

Diese Frau hat Bauweh.
Harmlos oder Anzeichen für eine ernste Erkrankung: Bauchschmerzen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. © Mauritius Images

Bauchschmerzen links, rechts, oben, unten oder in der Mitte: Was steckt dahinter? Harmlos oder Anzeichen für eine ernste Erkrankung - hier erklären zwei Ärzte aus München häufige Symptome und Ursachen für Bauchschmerzen je nach Bauchregion.

Porträt von Professor Franz Bader
Professor Dr. Franz Bader leitet die Klinik für Chirurgie im Münchner Isarklinikum. Er ist spezialisiert auf minimalinvasive Operationen. © Isarklinikum
Porträt von Dr. Maximilian Sohn
Privatdozent Dr. Maximilian Sohn ist geschäftsführender Oberarzt im Münchner Isarklinikum. © privat

Fettes Essen, zu viel Süßes oder Saures - da kann schon mal der Magen drücken oder der Darm grummeln. Solche Beschwerden sind meist schnell ausgestanden. Doch was tun, wenn die Bauchschmerzen auch nach einigen Stunden nicht nachlassen oder sogar zunehmen? Falls Hausmittel wie Tee oder eine Wärmflasche nicht helfen und auch Schmerzmittel wie Buscopan oder Paracetamol keine Besserung bewirken, sollte man zum Arzt gehen – bei manchen Symptomen möglichst schnell. Zu diesen Alarmsignalen gehören: häufiges Erbrechen, insbesondere von Blut oder schwarzem Aufwurf, hohes Fieber (ab 39 Grad unter der Achsel gemessen und ab 38,5 Grad rektal), blutiger Stuhl und/ oder Durchfall, teerschwarzer Stuhl., heftigen Rücken- und oder Flankenschmerzen, extreme Verstopfung, die über Tage andauert und Kreislaufschwäche. Den hinter Bauchschmerzen können ernste Erkrankungen stecken. Wie man sie erkennt, wo sie Schmerzen verursachen und wie man sie behandelt, erklären hier Klinikdirektor Prof. Franz Bader und Privatdozent Dr. Maximilian Sohn vom Münchner Isarklinikum. Vorab ein wichtiger Hinweis: Dieser Überblick dient nur zu einer ersten Einschätzung und kann eine ärztliche Untersuchung bzw. gründliche Diagnostik nicht ersetzen! 

Bauschmerzen: rechter Oberbauch

Krampfartige Schmerzen, die immer heftiger werden, dazu Übelkeit und Erbrechen – das könnte eine Gallenkolik sein. Meist sind Gallensteine der Auslöser, die sich aus Fettkristallen (Cholesterin) oder Gallenfarbstoff (Bilirubin) gebildet haben. Sie verschließen den Ausgang der Gallenblase oder den Gallengang. Dadurch kann die Gallenblase ihre Flüssigkeit, die zur Fettverdauung benötigt wird, nicht ausstoßen. „Die Muskulatur der Gallenblase zieht sich immer wieder vergeblich zusammen, dadurch entstehen die Krämpfe“, erklärt PD Dr. Sohn. Durch den Rückstau der Gallenflüssigkeit und andere Prozesse kann sich die Gallenblase entzünden. In akuten Fällen sollte der Patient binnen 72 Stunden auf dem OP-Tisch landen. So lassen sich Schmerzen und Entzündungsfolgen wie zum Beispiel im schlimmsten Fall ein Einriss der Gallenblase verhindern. Nach einem Einriss kann eine Mischung aus Gallensaft und Eiter in die Bauchhöhle gelangen. „Dies kann lebensbedrohlich werden“, weiß Prof. Bader. Auch Gallensteine werden häufig – dann mit der gesamten Gallenblase – in einer minimalinvasiven OP entfernt. Sie lassen sich nur schwer auf eine andere Art auflösen – anders als manche Nierensteine, die Schmerzen an der rechten und linken Körperflanke verursachen und durch Stoßwellen zertrümmert werden können. Eins haben die Steine in Galle und Nieren gemein: Sie können in Kürze brutale Schmerzen bereiten. „Bei Nierensteinen strahlen sie teils bis in den Genitalbereich aus“, erläutert PD Dr. Sohn. Dramatisch kann es auch werden, wenn ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür einreißt. Alarmzeichen sind akute, kaum auszuhaltende Schmerzen und ein harter Bauch. Ist der Stuhl teerschwarz, kann das auf eine Blutung aus einem Magengeschwür heraus hinweisen. Wesentlich häufiger kommen jedoch Magenschleimhautentzündungen vor. „Die Patienten sollten auf ihre Ernährung achten, zum Beispiel Kaffee weglassen und Stress reduzieren“, rät PD Dr. Sohn. Gegen die Schmerzen können Buscopan oder Paracetamol helfen. Auf Ibuprofen und Voltaren sollte man bei Bauchschmerzen verzichten, weil sie Probleme in Magen und Darm verschärfen können. 

Bauchschmerzen: Oberbauch Mitte

Ein Modell des Magens
Der Magen kann unter anderem Schmerzen in der Mitte des Oberbauchs verursachen. © CLIPAREA/Panther Media

Auch hier macht oft der Magen Probleme, doch Vorsicht: Es könnte auch das Herz sein! Gerade ältere Frauen haben bei einem Herzinfarkt oft eher Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen als Brustschmerzen– dem Leitsymptom bei den meisten Männern. Gürtelförmige Schmerzen deuten auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse hin. „Häufigster Auslöser ist Alkohol“, so Dr. Sohn. „Aber auch ein Verschluss des Bauchspeicheldrüsengangs durch Gallensteine ist möglich.“ Wenn es hinter dem Brustbein brennt und das Herz gesund ist, leidet man oft unter Sodbrennen. Dabei fließt Magensäure in die Speiseröhre zurück. Mitunter haben die Betroffenen auch Halsschmerzen und Husten. Sie sollten Stress reduzieren, weniger scharf gewürzte Lebensmittel essen und das Rauchen lassen. Viele Patienten schlucken den Magensäueblocker Pantoprazol. „Wer auf Dauer mit Sodbrennen zu kämpfen hat, der sollte mal eine Magenspiegelung machen“, rät Prof. Bader. Denn über einen langen Zeitraum kann sich durch den Rückfluss von Magensäure in der Speiseöhre auch Krebs entwickeln. 

Bauchschmerzen: Sind Sie betroffen?

Bauchschmerzen: Linker Oberbauch

„Er ist kein typischer Schmerzort“, weiß Dr. Sohn. Hier liegt u.a. die Milz, die selten wehtut. Schon eher der Magen. In der Nähe verlauft der Knick im Dickdarm, in der Fachsprache Kolonflexur genannt, sodass hier auch Dickdarmerkrankungen mal zu Beschwerden führen. Wie an der rechten Körperflanke können an der linken Seite Nierensteine heftige Beschwerden verursachen.

Bauchschmerzen: Linker Unterbauch

Der Klassiker für Schmerzen in diesem Bereich ist die Sigmadivertikulitis. Dabei entzünden sich Ausstülpungen der Darmschleimhaut; sie kommen meist im Sigma vor, dem untersten Dickdarmabschnitt. Eine Divertikulitis kann auch Durchfall, Fieber und Schüttelfrost auslösen. Sie verläuft oft in Schüben. „Gerade wenn man zum ersten Mal betroffen ist, sollte man unbedingt rasch zum Arzt gehen, weil hierbei das höchste Risiko für eine Komplikation besteht“, empfiehlt PD Dr. Sohn. „Bei einem komplizierten Verlauf besteht die Gefahr, dass der Darm einreißt und Darminhalt in die Bauchhöhle gelangt. Daran kann man sterben.“ Deshalb ordnet der Arzt bei einem Verdacht auf einen schweren Fall in der Regel eine Computertomografie (CT) an. Wenn er sich bestätigt, müssen die Patienten für einige Tage im Krankenhaus bleiben. Sie bekommen Antibiotika-Infusionen. „Wenn die akute Entzündung abgeheilt ist, sollte man zur Darmspiegelung gehen, um das Sigma und den gesamten Dickdarm genau unter die Lupe zu nehmen. In manchen Fällen ist es anschließend sinnvoll, das Sigma operativ zu entfernen, um erneute Komplikationen zu vermeiden“, berichtet Prof. Bader. Bei Frauen können im Unterbauch Verdrehungen des Eierstocks, Zysten, Eileiter-Entzündungen oder eine Eileiter-Schwangerschaft sehr wehtun. 

Bauchschmerzen: Unterbauch Mitte

Hier spielt sich oft eine Blasenentzündung ab – mit Brennen beim Wasserlassen. Vorsicht, wenn Blut im Urin ist. Auch die Prostata kann entzündet sein. Frauen leiden mitunter heftig unter Regelschmerzen in diesem Bereich.

Bauchschmerzen: Rechter Unterbauch

Hier sitzt der Blinddarm. Wenn er entzündet ist, löst er neben Schmerzen oft Fieber, Übelkeit und Erbrechen aus. „Der Blinddarm wird heute seltener operativ entfernt als früher – nur noch dann, wenn es sich um eine komplizierte Entzündung handelt. In wenigerschweren Fällenreicht eine Antibiotika-Behandlung meist aus. Allerdings erleiden circa 40 Prozent der Patienten innerhalbvon fünf Jahreneine erneute Entzündung“, berichtet PD Dr. Sohn.

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