Berliner Bürgerwehr jagt Brandstifter: „Die Stunde der Hyänen“ – ein ausgezeichneter Krimi
Berlin ist dunkel. Berlin ist dreckig. Berlin hat zu viele Autos. In „Die Stunde der Hyänen“ brennen diese nahezu täglich. Eine Bürgerwehr macht sich auf die Jagd. Mein Buchtipp.
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Während ich diese Zeilen schreibe, gleitet mein Blick immer wieder aus dem Bürofenster hier in Berlin Kreuzberg. Denn die Handlung von „Die Stunde der Hyänen“ spielt direkt um die Ecke: Kreuzberg, Ausgeh- und Partykiez. Ältere Semester kennen vielleicht den Schlager „Kreuzberger Nächte sind lang“. Dies gilt auch für die Brandermittlerin Romina oder die Journalistin Jette, die versuchen, den Feuerteufel zu finden und sich viele Stunden und Nächte um die Ohren schlagen. 2022 hat der Thriller den Deutschen Krimipreis gewonnen.
Johannes Groschupf „Die Stunde der Hyänen“: Über das Buch

„Die Stunde der Hyänen“: Was der Klappentext verrät
In der Hauptstadt brennen seit Monaten nachts immer mehr Luxuskarossen. Berliner Autofahrer fühlen sich allein gelassen und gehen in ihrem Kiez gemeinsam auf »Bürgerstreife«, während der polizeiliche Staatsschutz linken Unrat wittert. Die junge Polizistin Romina Winter ist gerade aus disziplinarischen Gründen frisch zum Dezernat für Branddelikte versetzt worden und patrouilliert durch die nächtliche City.
Wer zündet nachts seit einiger Zeit wahllos Autos im Kiez an? Sind es Linksradikale, wie es immer öfter in den sozialen Netzwerken tönt? Schnell gründet sich in Kreuzberg eine Bürgerwehr, die nicht nur patrouillieren, sondern auch ihr Hab und Gut mit aller Gewalt schützen möchten. Brandermittlerin Romina gelingt es, ihre Chefin davon zu überzeugen, selbst vor Ort nach dem möglichen Verdächtigen zu suchen. Sehr zum Widerstand aus den eigenen Reihen. Ihr Kampf um Gerechtigkeit und Gleichstellung beginnt schon kurz hinter ihrer Bürotür.
Johannes Groschupf hat in seinen Jahren als Reisejournalist viele Geschichten aufgeschrieben. Man merkt ihm das Handwerk an, das er in „Die Stunde der Hyänen“, fast wie in einem Kinofilm, abspielen lässt. Die Figuren und Rahmenhandlung sind gut durchdacht, geben einen anderen Blickwinkel auf die Ermittlungsarbeit der Polizei frei und bieten dem Autor auch die Möglichkeit, den einen oder anderen Seitenhieb auf die Berliner Politik auszuteilen. So geht Unterhaltung, ähnlich wie in seinem vorher erschienen Thriller „Berlin Heat“.

Schon im ersten Drittel des Buches wird der Name des Brandstifters enthüllt, der sich an den brennenden Autos sexuell erregt. Doch dieses Entlarven tut der Spannung in dem Thriller keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Es hilft dabei, die Figuren noch plastischer, noch authentischer greifbar zu machen. In sie einzutauchen. Mitzufiebern, ob er gefasst werden kann. Was der Feuerteufel nicht weiß: Beim ersten Brand wäre beinahe ein Mensch ums Leben gekommen, der ihn gesehen hat. Ein Wettlauf auf mehreren Ebenen beginnt.
Johannes Groschupf „Die Stunde der Hyänen“: Mein Fazit
Ein flotter, aktueller und rasanter Thriller. Wer filmreife Handlung, tolle Charaktere, überzeugende Dialoge und politische Seitenhiebe mag, ist hier richtig aufgehoben. Das ist Top-Unterhaltung bis zur letzten Seite.
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Johannes Groschupf „Die Stunde der Hyänen“
2022 Suhrkamp, ISBN-13 978-3-518-47300-9
Preis: Taschenbuch 16 €, E-Book, 13,99 €, 265 Seiten (abweichend vom Format)
Johannes Groschupf
Johannes Groschupf, 1963 in Braunschweig geboren, wuchs in Lüneburg auf. Studium der Germanistik, Amerikanistik und Publizistik an der Freien Universität in Berlin. Viele Jahre als freier Reisejournalist für Die Zeit, FAZ, FR u. a. unterwegs. 1994 Hubschrauberabsturz in der Sahara. 1998 entstand aus dieser Erfahrung das Radio-Feature „Der Absturz“, das im Jahr darauf den Robert-Geisendörfer-Preis erhielt. Danach literarische Arbeiten, v. a. im Jugendbuchbereich und Artikel für Tagesspiegel und Berliner Zeitung. Zuletzt erschienen: „Berlin Prepper“ (werblicher Link), ein Thriller (2019), für den er den Deutschen Krimipreis (1. Platz) und den Politikkrimipreis der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg 2020 erhielt, sowie „Berlin Heat“ – hier geht es zur Besprechung, für den er mit dem Deutschen Krimipreis (2. Platz) ausgezeichnet wurde.