Sieben Monate nach Kriegsbeginn: Toyota stellt Produktion in Russland ein

Sieben Monate nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zieht sich auch der weltgrößte Autohersteller aus dem Land des Aggressors zurück.
Stuttgart/Sankt Petersburg - Nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine am 24. Februar reagierte der Westen mit weitreichenden Sanktionen gegen den Aggressor. Auch viele der großen Unternehmen der Weltwirtschaft zogen sich aus Russland zurück, manche jedoch sehr zögerlich. Mercedes-Benz stoppte die Exporte nach Russland früh und Porsche-Chef Oliver Blume sagte, „solange Krieg herrscht, wird nicht geliefert“. Zögerlicher war in diesem Bezug das Software-Unternehmen SAP, das deshalb auch von ukrainischen Medien kritisiert wurde.
Inzwischen hat sich aber auch SAP aus Russland zurückgezogen, genauso wie die meisten namhaften Autohersteller. Der weltgrößte Autokonzern, Toyota, hatte sich bislang dagegen nicht aus dem Land zurückgezogen, seit März aber die Produktion im Werk in Sankt Petersburg pausiert. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will Toyota die Produktion in Russland nun komplett einstellen. Einen vollständigen Rückzug bedeutet das aber auch sieben Monate nach dem Kriegsbeginn nicht.
Toyota-Produktion in Russland ruht seit März - aufgrund von Lieferproblemen
Die Produktion im russischen Werk des japanischen Autokonzerns ruht bereits seit März dieses Jahres. Grund dafür ist allerdings nicht in erster Linie eine Distanzierung von Russland, sondern Probleme bei der Lieferung von benötigten Komponenten im Zuge der Ukraine-Invasion. Seitdem habe man die Situation in dem Werk in Sankt Petersburg fortlaufend bewertet und nun final eine Entscheidung getroffen. Diese bedeutet konkret, dass Toyota die Autoproduktion am Standort nicht wieder aufnehmen wird. In Sankt Petersburg produzierte Toyota seither das Mittelklassemodell Camry exklusiv für den russischen Markt.
Obwohl seit Kriegsbeginn die meisten Autohersteller Exporte nach Russland gestoppt haben, gelangen Produkte von Mercedes, Tesla und Co. weiterhin in das Land. Toyota hatte bislang offenbar gehofft, die Produktion in Sankt Petersburg wieder aufnehmen zu können und deshalb die Belegschaft am Standort beibehalten, teilte der Konzern mit. Dies sei nach einer sechsmonatigen Unterbrechung und anhaltenden Lieferproblemen aber nicht mehr möglich. Den Mitarbeitern in Russland sprach der japanische Autobauer seinen Dank aus und versprach Unterstützung bei der Wiederbeschäftigung und Weiterbildung sowie finanzielle Hilfen, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus gingen.
Toyota-Produktionstopp in Russland bedeutet keinen vollkommenen Rückzug
Im Zuge der westlichen Sanktionen gegen Russland haben manche Unternehmen die Geschäfte im Land und die Exporte gestoppt, andere haben sich aber auch endgültig zurückgezogen. Die deutsche Baumarktkette Obi gab beispielsweise alle Russland-Filialen auf, ein Unternehmer kaufte sie für umgerechnet 10 Euro. Die Ankündigung von Toyota ist allerdings kein vollständiger Rückzug aus Russland, auch wenn der Konzern künftig keine Fahrzeuge mehr in Sankt Petersburg produzieren will. Wie die Automobilwoche berichtet, soll das Händlernetz aber aufrechterhalten werden und die Kunden auch weiterhin Zugang zu Service-Leistungen erhalten.
Demnach können russische Kunden auch weiterhin Toyota-Modelle erwerben, der Konzern hat allerdings seit März keine neuen Modelle mehr in das Land geliefert. Auch in Bezug auf die Transformation in der weltweiten Autoindustrie zeigte sich der größte Hersteller der Welt zuletzt noch zögerlich. Der Autohersteller will weiterhin Verbrennungsmotoren bauen, was Toyota bereits deutliche Kritik einbrachte.