Sündhaft schnell, sündhaft teuer: So fährt sich der Audi RS 5

Der neue Audi RS 5 ist in gewisser Weise ein Blick in die Vergangenheit. Der aber gelingt – die Power unter der Motorhaube weiß zu begeistern.
- Das ist neu beim Facelift der viertürigen Coupé-Limousine.
- In 3,9 Sekunden auf Tempo 100, erst bei 280 km/h ist Schluss.
- Drehmoment ohne Ende – warum der Motor so viel Spaß macht.
Kann denn Verbrenner Sünde sein*? Drei Liter Hubraum, sechs Zylinder, zwei Turbolader, 450 PS – unter der Haube des Audi RS 5 Sportback steckt ein ganzes Arsenal an kleinen Sünden. Ein Stück alte Welt, als Benzinduft ein Parfum war, das man gerne trug, und der Sound eines V6-Motors noch Musik in den Ohren seiner Fans sein durfte. Ist der Audi RS 5 Sportback eine Sünde wert oder muss man als Sünder hinterher zur Beichte gehen? Eine Ausfahrt zwar nicht mit dem stärksten aber dafür mit dem schicksten RS-Modell aus Ingolstadt.
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40 Jahre Quattro – eigentlich sollte er Carat heißen
Herzstück der viertürigen Limousine mit dem Coupé-Charakter sind natürlich Antrieb und Motor. Ersterer läuft bei den Ingolstädtern gerne über alle vier Räder. Ein legendärer Antrieb, den Audi vor 40 Jahren populär machte. Und der später mit einem auch für heutige Verhältnisse noch spektakulärem Fernsehspot beworben wurde. Ein Audi 100 fährt problemlos eine steile und verschneite Skischanze in Finnland hinauf. Das erste Quattro-Modell basierte aber auf dem Audi Coupé, der Schrägkeck-Variante des Audi 80. Eigentlich sollte er Carat heißen, die Abkürzung für „Coupé All-Rad-Antrieb Turbo“, aber schließlich setzte sich das griffigere Quattro durch. Das Ur-Modell wurde nur rund 11.500 Mal gebaut, der Quattro-Antrieb in Audi-Modellen aber seitdem Millionen mal eingesetzt.
450 PS – aufgeteilt zwischen vorne und hinten

Allrad – gar keine Frage, auch die Neuauflage des RS 5, ist damit ausgestattet. Dabei wird die Motor-Power intelligent zwischen den Achsen verteilt. Im Normalbetrieb im Verhältnis 40:60. Wenn es sein muss, geht es auch schärfer. Dann kommt 85 Prozent der Kraft auf die Hinterräder. Sofort stellt sich Sportwagenfeeling ein – und das in einem eher konservativen, trotzdem eleganten Blechkleid. Wer das optionale Sportdifferenzial bestellt, hat sogar noch mehr Spaß. Dann werden die Antriebsmomente auch noch zwischen den Hinterrädern verteilt, was die Dynamik in den Kurvenfahrten deutlich erhöht. Der RS 5 kämpft tapfer gegen die Fliehkraft und pappt richtig auf der Straße. Die Kraftverschiebung funktioniert aber auch umgekehrt. Bei widrigen Verhältnissen wie Regen und Schnee lautet das Verhältnis 70:30. Dann zieht der Audi mehr von vorne und sorgt so für mehr Stabilität auf der Straße.
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Zwei Turbolader peitschen gnadenlos nach vorne

Dieses Allroundtalent des RS 5 ist vielleicht auch sein Erfolgsgeheimnis. Wer im Komfortmodus unterwegs ist, orchestriert vom sonoren Brummen der Sportabgasanlage, gleitet elegant und gemütlich wie in einem Londoner Herrenclub durch die Lande. Drückt man jedoch die RS-Taste und stellt damit Fahrwerk, Getriebe und Ansprechverhalten des Motors scharf, dann verwandelt sich das viersitze Coupé so drastisch wie der gute Dr. Jekyll in den brutalen Mr. Hyde. Die zwei Turbolader peitschen den V6-Benziner mit Ur-Gewalt nach vorne. Leichtfüßig und mühelos überquert der RS 5 schon nach 3,9-Sekunden die 100-km/h-Linie und darf sogar bis zu Tempo 280 spurten, wenn man sich das gegen einen Aufpreis freischalten lässt.

Drehmoment – so viel wie es das Herz begehrt
Dabei hat der RS 5 immer noch ein paar Pferdchen in petto, um auch bei Tempo 180 noch kräftig anzuschieben. Seine volle Leistung von 450 PS entwickelt der Motor erst über 5700 U/min. Das Drehmoment, also die Kraft, die bei der Drehung auf die Antriebswelle wirkt, setzt dabei schon viel früher ein. Und damit das satte Gefühl unerschöpfliche Power zu haben. Ab 1900 Umdrehungen pro Minute geht es mit den 600 Newtonmetern (Nm) los. Und so schnell verlässt uns diese Power auch nicht mehr. Sie bleibt bis 5000 U/min bei der Stange. Damit hat der RS 5 genau das, was die Herzen von Autofahrern höherschlagen lässt: Ein hohes Moment bei niedriger Drehzahl, und damit eine kraftvolle Beschleunigung von unten heraus.
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Selber schalten mit Blitz-Anleitung
Das Schalten erledigt im Normalfall die Acht-Gang-Tiptronic. Aber auch hier lässt sich der Spaßfaktor erhöhen. Mit den beiden Paddles am Lenkrad kann je nach Lust und Laune selbst geschaltet werden. Vor allem im Überland-Betrieb mit viel Kurven kann man es mit der Auspuffanlage schön krachen lassen. Ein nettes Gimmick ist dabei der Schaltblitz im speziell für den RS designten Cockpit. Er markiert den besten Zeitpunkt für den nächsten Gang. Das serienmäßige Sport-Fahrwerk des RS 5 ist straff abgestimmt – die Dämpfer reagieren um ganze 15 Prozent strammer als beim S 5. Optional gibt es auch noch das RS-Fahrwerk mit Dynamic Ride Control, um die Wank- und Nick-Bewegungen bei rasanter Fahrt auszuschalten. Damit liegt der Sportback starr wie ein Brett auf der Straße.

Kofferraum fast so groß wie im Audi Avant
Von komfortabel bis extrem sportlich – nicht nur beim Fahrverhalten ist der neue Audi RS 5 ein Allroundtalent. Auch beim Platzangebot. Die Fondpassagiere sitzen nicht unbedingt auf den billigeren Plätzen. Das Raum-Angebot ist ausreichend, auch für längere Fahrten. Richtig verblüffend ist jedoch das Kofferraumvolumen. Mit 465 Litern ist es mindestens für die Wochenendeinkäufe tauglich und auch der Abverkauf beim Möbelhändler lässt sich bei umgeklappter Rücksitzbank problemlos verstauen. Dann stehen 1.300 Liter zur Verfügung. Zum Vergleich: Beim Kombi Audi A 4 Avant sind es im Normalfall nur 40 Liter mehr (505) – bei umgeklappter Rückbank 1.510 Liter.

Hier lässt der Ur-Quattro optisch grüßen

Optisch hat sich der RS 5 im Vergleich zum Vorgänger nur marginal geändert. Hier und da ein feiner Lidstrich anders in der Karosserie – mit ein paar Anlehnungen an den Ur-Quattro wie zum Beispiel den flachen Luftschlitzen im Kühlergrill. Oder den Radhäusern, die um 1,5 Zentimeter im Vergleich zum Vorgänger breiter geworden sind. Im Inneren dominiert auf Wunsch vornehme Zurückhaltung oder sportliche Akzentuierungen mit Alcantara oder roten Kontrastnähten. Das 10,1 Zoll große MMI-Display bildet das neue und wirklich übersichtliche Bedienkonzept ab, das mit ihrer Kachel-Optik bei gängigen Smartphones abgekupfert wurde.

Ein paar Extras – schon kostet der RS 5 über 100.000 Euro

Sündhaft schnell, sündhaft teuer. Der Audi RS 5 ist nichts für den kleinen Geldbeutel. Ab knapp 82.000 Euro bekommt man den Sportback, aber dann geht es erst richtig los. Die wirklich coole Lackierung in Turbo-Blau fällt mit knapp 900 Euro in der Aufpreis-Liste kaum auf, das Dynamikpaket kostet schon knappe 6.000 Euro (Sportdifferenzial, RS-Fahrwerk, Freischaltung auf Top-Tempo 280 km/h) und das große MMI-Navi noch mal 2.200 Euro. Ruckzuck ist man bei einem Preis jenseits der 100.000 Euro. Damit ist der Audi RS 5 leider ein teures Spielzeug für Otto Normalverbraucher.

Unser ganz persönliches Fazit zum Audi RS 5
Lässt man den hohen Preis mal beiseite – der Audi RS 5 wäre wirklich eine Sünde wert. Elegantes Aussehen und luxuriöses Limousinen-Feeling gepaart mit kultivierter Kraft – das ist der Stoff, aus dem Traumautos gemacht werden. Und außerdem heißt es doch so schön: Die kleinen Sünden vergibt der Herr sofort. (Rudolf Bögel) *tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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Datenblatt Audi RS 5 Sportback
Länge / Breite / Höhe | 4,78 / 2,03 / 1,40 (Stahlfeder) Meter |
Motor | V6-Benziner mit Turboaufladung |
Hubraum | 2894 ccm |
Leistung | 450 PS bei 5.700 – 6.700 U/min |
Max. Drehmoment | 600 Nm bei 1.900 – 5000 U/min |
Beschleunigung | 0 – 100 in 3,9 s |
Top-Tempo | 280 km/h |
Antrieb | Permanent Allrad |
Getriebe | 8-Gang-Tiptronic |
Verbrauch | 9,2 l/100 km |
Co2 | 209g/km |
Leergewicht / Zul | 1.720 kg/ 600 kg |
Kofferraum | 465 - 1300 l |
Preis | ab 81.882 (84.000 bei 19 % Mwst) |