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Wahlen in Afrikas größter Demokratie: Regierungskandidat geht in Nigeria in Führung

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Von: Kathrin Reikowski

Hoffnungsparolen in der Dauerkrise: Wahlplakat der Regierungspartei APC in Lagos.
Hoffnungsparolen in der Dauerkrise: Wahlplakat der Regierungspartei APC in Lagos. © afp

Die Wahl in Nigeria gilt als zukunftsweisend für Afrika und die Welt: Nun geht der Regierungskandidat in Führung. Hoffnung auf Veränderung wird ausgebremst.

Abuja (Nigeria) - Bei der Präsidentschaftswahl in Nigeria ist der Kandidat der Regierungspartei APC, Bola Tinubu, ersten Teilergebnissen zufolge in Führung gegangen. Tinubu habe mehr als 3,8 Millionen Stimmen erhalten, teilte die Wahlkommission am Montagabend mit. In 14 der 36 Bundesstaaten in der bevölkerungsreichsten Demokratie Afrikas waren die Stimmen demnach bereits ausgezählt.

Sein Konkurrent Atiku Abubakar von der größten Oppositionspartei PDP erhielt demnach drei Millionen Stimmen und Peter Obi von der Labour-Partei 1,6 Millionen. Erstmals hatte mit Peter Obi neben den Kandidaten der vorherrschenden zwei Parteien auch ein Dritter gute Chancen. Seine Anhänger - darunter viele junge, gebildete und städtische Wähler - versprechen sich von dem 61-Jährigen einen Bruch mit von Korruptionsvorwürfen geplagten Eliten. Kritiker werfen ihm Populismus vor. Eine große Rolle spielen in Nigeria auch Herkunft und Religion der Präsidenten. Obi war in der größten Stadt Nigerias, in Lagos, zunächst mit knapp 10.000 Stimmen in Führung gegangen.

„Da seine Anhänger der nationalen Wahlbehörde INEC aber vorwerfen, in Lagos systematisch an ihrer Stimmabgabe gehindert worden zu sein, wiegt Obis Sieg noch einmal schwerer“, sagte die Nigeria-Büroleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung, Marija Peran, der dpa. Daraus lasse sich aber noch keine Aussage über den landesweiten Sieger treffen.

Wahlen in Nigeria: Nachfolge für Präsident Muhammadu Buhari - 90 Millionen Wahlberechtigte

Fast 90 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Muhammadu Buhari zu bestimmen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Die Bekanntgabe der Ergebnisse hatte sich nach dem Urnengang verzögert, dies löste Sorgen hinsichtlich der Akzeptanz des Wahlausgangs aus. Auf den neuen Präsidenten kommen gewaltige Aufgaben zu: Es wird von ihm erwartet, gegen die Terrorangriffe durch islamistische Gruppierungen vorzugehen, Kriminalität einzuhegen und die wirtschaftlichen Chancen der Bürger zu vergrößern.

Viele Wählerinnen und Wähler waren laut ARD-Korrespondenten schon im Vorhinein frustriert: Weder Bargeld noch Benzin sind im ölreichen Land derzeit einfach zu bekommen. Der Mangel an Treibstoff liegt vor allem an kaputt gewirtschafteten Raffinierien. Eine Bargeldreform hatte einen dramatischen Mangel an Bargeld verursacht.

Nigerias Wahlen gelten als Wendepunkt für die Stabilität in der Region

Um zu gewinnen, muss ein Kandidat die meisten Stimmen erhalten und außerdem mindestens 25 Prozent in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten. Wenn kein Kandidat die Bedingungen erfüllt, muss binnen drei Wochen eine Stichwahl stattfinden. Neben dem Präsidenten wurden am Samstag auch beide Kammern des Parlaments neu gewählt.

Die Wahl in Nigeria gilt nicht nur für Afrika als zukunftsweisend: Nigeria ist Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner in Afrika. Experten gehen davon aus, dass die Entwicklungen in dem auch vom Klimawandel geprägten Land ein Wendepunkt für die Stabilität in der ganzen Region sein könnten. (dpa/kat)

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