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„Wie Fleisch an die Front geschleudert“: Prigoschins brutale Bachmut-Taktik mit seinen Söldnern

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Von: Kathrin Reikowski

Ein ukrainischer Soldat hat in einem Interview geschildert, wie Prigoschin seine Wagner-Söldner im Krieg einsetzt - „scheinbar ohne klare Strategie“.

Bachmut - Ukrainische Soldaten erkennen in den Kämpfen um Bachmut offenbar auf den ersten Blick, ob sie es mit einem erfahrenen russischen Soldaten oder einem kurzfristig für den Ukraine-Krieg rekrutierten Mitglied der Wagner-Gruppe zu tun haben. Die Wagner-Kämpfer seien „schmutziger und haben nicht die gleichen Militäruniformen oder Flak-Jacken wie das russische Militär“, schilderte der ukrainische Soldat Dmytro Vatagin der Washington Post. Er ist mit dem freiwilligen 24. Bataillon in Bachmuts Nachbardorf Iwaniwske stationiert.

„Die Söldnerkämpfer bewegen sich normalerweise frühmorgens auf ukrainische Stellungen“, sagte der Soldat weiter. „Sie versuchen Angriffe in unregelmäßigen und unvorhersehbaren Mustern, scheinbar ohne klare Strategie. Wagner-Söldner und die in den Gefängnissen Mobilisierten werden einfach wie Fleisch an die Front geschleudert“, so seine drastische Beschreibung. Der ukrainische Generalstab meldete, dass am Montag etwa 1000 russische Männer bei Bachmut ums Leben gekommen seien.

Ukraine-Krieg: Wagner-Chef Prigoschin kritisiert Russlands Militärführung

Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hatte bereits mehrfach Kritik an der russischen Militärführung geübt. Nach Darstellung Prigoschins haben die Wagner-Kämpfer Bachmut blockiert, nun versuchten wiederum die ukrainischen Soldaten, die russischen Einheiten einzukesseln und die Blockade aufzulösen. „Die ukrainischen Streitkräfte werden um Artjomowsk (russische Bezeichnung für Bachmut, Hinweis der Red.) bis zum Ende kämpfen, das ist offensichtlich. Wir sollten unsere Arbeit auch bis zum Ende machen“, so Prigoschin. Er verlangte erneut mehr Munition von der russischen Militärführung und drohte sogar mit einem Abzug der Wagner-Soldaten aus den Kämpfen um Bachmut.

Großbritanniens Geheimdienste werten die Spannungen zwischen der russischen Regierung und der Privatarmee Wagner als Zeichen für die prekäre Lage im Ukraine-Krieg. Die teils öffentlich ausgetragenen Konflikte machten deutlich, wie schwierig es in der aktuellen russischen Offensive sei, ein ausreichendes Niveau an Personal und Munition aufrechtzuerhalten, hieß es am Dienstag (7. März) im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Soldat bei Bachmut: „Es ist einfacher, gegen Russlands Armee als gegen Wagner-Söldner zu kämpfen“

Trotz der offenbar vielen Toten unter den Wagner-Kämpfern sagt der ukrainische Soldat Vatagin gegenüber der Washington Post: „Es ist einfacher, gegen die russische Armee zu kämpfen, weil man ahnt, was sie tun werden und weiß, was man dagegen unternehmen kann.“ Sein Team sei dafür verantwortlich, die Kontrolle über eine wichtige Versorgungsroute zu behalten.

„Die Kämpfe sind intensiv. Wir haben zeitweise Häuser nach russischen Streitkräften durchsucht und sind dann auch mit Fäusten aufeinander losgegangen, haben Kriegsgefangene genommen.“

Zieht sich die ukrainische Armee im Ukraine-Krieg bald zurück von Bachmut? Ein Militärexperte ist der Auffassung, dass die Stadt so gut wie gefallen ist. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist darüber offenbar mit einem General in Streit geraten. Alle aktuellen Entwicklungen rund um Bachmut lesen Sie in unserem aktuellen Ukraine-Ticker. (dpa/kat)

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