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Laschet spricht eigenwilliges Schlusswort - Scholz fährt im Triell Merkel-Strategie

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Von: Florian Naumann

Das erste Kanzler-Triell ist Geschichte - vor allem Armin Laschet und Annalena Baerbock arbeiteten sich aneinander ab. Die wichtigsten Inhalte zum Nachlesen im Ticker.

Triell-Ticker: Laschet spricht eigenwilliges Schlusswort - Scholz fährt Merkel-Strategie

Update vom 29. August, 22.05 Uhr: Das erste von drei Kanzler-Triellen vor der Bundestagswahl 2021 ist beendet - einen klaren Gewinner gab es wohl nicht. Armin Laschet*, Annalena Baerbock und Olaf Scholz* verkündeten weitgehend bekannte Positionen. Die größte Überraschung mag noch das rhetorische Auftreten Laschets gewesen sein: Der CDU-Chef bemühte sich um klare Attacken auf seine Kontrahenten; er griff unter anderem Scholz beim Thema Rot-Rot-Grün und die Grünen in Sachen Klima an.

Baerbock positionierte sich als Vertreterin von Familien und als Exponentin eines „Neuanfangs“ - etwas stärker als Scholz und Laschet bemühte sie sich auch um konkrete Vorschläge. Scholz, als aktueller Umfrage-Leader, gab sich weitgehend stoisch und staatstragend; der SPD-Kanzlerkandidat ließ sich kaum zu verbalen Attacken hinreißen.

Die nach dem vorangegangenen Wahlkampf durchaus zu erwartenden Fehlerchen und Fehltritte blieben weitgehend aus. Einzig Laschet musste sich - letztlich unwidersprochen - beim Thema Vorratsdatenspeicherung von Scholz einen inhaltlichen Fehler vorhalten lassen. Im Raum stehen blieb auch Baerbocks Vorhaltung an ihre Konkurrenten, der Verweis auf den klimapolitischen Durchbruch einzig per Umbau der Industrie komme einer Untätigkeit gleich.

Wahl-Triell - TV-Diskussion Kanzlerkandidaten
Die Kanzlerkandidaten diskutieren im ersten TV-Triell © Michael Kappeler/dpa

Trotz ihrer Vorhersagbarkeit gaben die abschließenden einminütigen Statements von Baerbock, Scholz und Laschet womöglich den besten komprimierten Überblick über die aktuelle Konstellation im Wahlkampf: Baerbock gab sich emotional, als Vertreterin sozialer Positionen und forderte den „Neuanfang“ für Deutschland, Scholz führte erneut das Schlagwort „Respekt“ ins Feld und gab sich im Gestus beinahe wie in einer Kanzleransprache.

Schon zuvor hatte sich Scholz von Laschet vorhalten lassen müssen, sich in Angela Merkels Auftreten ins Kanzleramt begeben zu wollen. Der CDU-Kandidat seinerseits bemühte sich um eine engagierte Ansprache und setzte sich als Garant für Stabilität in Szene - allerdings mit einem eher eigenwilligen sprachlichen Bild: Der „Wind der Veränderung“ blase den Menschen in Deutschland ins Gesicht, erklärte er. Als Lösung nannte der Kanzlerkandidat „Standhaftigkeit“.

Kanzler-Triell: Erwartbare Statements zum Abschluss - Baerbock will „Neuanfang“, Laschet „Stabilität“

Update vom 29. August, 21.58 Uhr: Zum Abschluss gibt es einminütige Statements der Kanzlerkandidaten und der Kanzlerkandidatin. Baerbock wirbt für einen „echten Neuanfang“, Scholz fordert eine „Gesellschaft des Respekts“ und eine Modernisierung des Landes. Laschet, als Letzter in der Runde, verweist auf einen „Wind der Veränderung, der uns ins Gesicht bläst“ - in diesem Moment brauche es „Standhaftigkeit und Verlässlichkeit“. Das sei das Angebot der Union.

Triell: Laschet will Scholz auf Nein zu Rot-Grün-Rot festnageln - Antwort empört CDU-Chef: „Das ist nicht Ihr Ernst“

Update vom 29. August, 21.51 Uhr: Baerbock nennt die Klima-Pläne der Union als größtes Hindernis für eine Koalition. Scholz wird nach Rot-Grün-Rot gefragt - und zweifelt an der außenpolitischen Zuverlässigkeit der Linke. „Das ist nicht Ihr Ernst - Sie können nicht reden wie Angela Merkel und spielen wie Saskia Esken“, echauffiert sich Laschet. „Ich verstehe nicht, warum das für Sie so schwer ist zu sagen, mit dieser Partei werden wir nicht koalieren“, ruft er.

„Ich fand erstmal, dass ich klang wie Olaf Scholz“, scherzt der SPD-Mann kühl. „Die Bürger entscheiden, wer der nächste Kanzler werden soll“, Koalitionsverhandlungen seien aber schwierig, deshalb müsse man die Prinzipien klar benennen. Das habe er mit der Forderung nach einem Bekenntnis zur Nato getan - dieses müsse auch „aus vollem Herzen“ gegeben werden. Damit sei die Koalition mit der Linken faktisch ausgeschlossen, konstatieren die Moderatoren. Laschet fordert aber trotzdem noch einmal eine klare Absage für Rot-Grün-Rot - erfolglos.

Baerbock äußert sich ähnlich wie Scholz. Zentral sei, dass die neue Bundesregierung eine aktive Außenpolitik betreibt. Unter anderem mit der Enthaltung zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan habe sich die Linke in dieser Hinsicht ins Aus gesetzt. Laschet verteidigt seine einstige „Pizza-Connection“ mit den Grünen - Demokraten müssten Gemeinsamkeiten „prüfen“.

Update vom 29. August, 21.50 Uhr: Das Triell geht auf die Zielgerade. Kloeppel fordert vor der Debatte über mögliche Koalitionen zu Lob für die Kontrahenten auf. Baerbock sei eine sehr engagierte Politikerin, es gebe freundschaftlichen Umgang, sagt Scholz. Die Grüne „lobt“ Laschet als „rheinische Frohnatur“. „Er ist sehr lange dabei, weiß auch was in den Ländern wichtig ist“, erklärt Laschet mit Blick auf Scholz.

Update vom 29. August 21.46 Uhr: Auch die Ost-West-Frage sorgt für keine großen Kontroversen. Laschet und Scholz bekunden Respekt für die Menschen im Ostteil des Landes - von einem für ihn „ganz wichtigen Thema“ spricht Scholz, Laschet von einer „ganz tollen Generation“ junger Menschen in den neuen Bundesländern. Baerbock wird inhaltlich etwas konkreter: Sie will einen bundesweiten Mindestlohn zur Angleichung der Lebensverhältnisse nutzen.

Update vom 29. August, 21.38 Uhr: Das Thema Sprache und Gendern springt eher wenig Zündstoff. „Die beiden haben richtig beschrieben: Männer und Frauen, das muss man sichtbar machen, man muss auch für anderes Sensibilität haben“, sagt Laschet mit Blick auf die Positionen Baerbocks und Scholz. Beide hatten sich für Freiheit beim Sprechen positioniert - Politiker (und Politikerinnen) und der Staat seien allerdings durchaus in der Pflicht, auf diskriminierende Sprache zu verzichten, hatte Baerbock erklärt.

Triell bei RTL beackert Thema Sicherheit: Laschet kassiert Spott - „Da haben Sie sich verheddert ...“

Update vom 29. August, 21.30 Uhr: Nun geht es um das Thema Sicherheit - insbesondere für Frauen. Laschet erhebt Vorwürfe gegen Scholz und Baerbock: Nötig sei mehr Kamera-Überwachung an Kriminalitätsschwerpunkten, dagegen sträubten sich aber SPD und Grüne. Zugleich brauche die Polizei in Deutschland bessere Ausstattung. Man benötige auch Mittel wie Vorratsdatenspeicherung, beispielsweise im Kampf gegen Kinderpornografie.

Die Vorratsdatenspeicherung sei beschlossen, kontert Scholz kühl. Umgesetzt werde das Gesetz lediglich wegen eines laufenden Gerichtsverfahrens nicht. „Da haben Sie sich jetzt verheddert, das können Sie gerne zugeben“, sagt er an Laschets Adresse. Auch über Videoüberwachung könne man durchaus sprechen.

„Die CDU regiert seit 16 Jahren, wir sind in der Opposition, es ist interessant, dass wir an allem schuld sind, was nicht gemacht wird“, spottet Baerbock. Sie verweist auf ein anderes Problem: So habe etwa die Justiz zu wenig Stellen, die Polizei schiebe Überstunden. An dieser Stelle müsse der Staat Geld in die Hand nehmen, sagt die Grüne - und das beiße sich mit Steuersenkungsplänen.

Triell mit Laschet, Scholz, Baerbock: Streit um Kinderarmut - Steuer-Vorwürfe gegen Laschet

Update vom 29. August, 21.17 Uhr: Rente und Steuern lautet der nächste Programmpunkt im Triell. Olaf Scholz spricht sich für sachte Umverteilung aus: Er nimmt den Spitzensteuersatz ins Visier, auch unter Verweis auf sein eigenes Gehalt. Gutverdiener könnten durchaus etwas mehr belastet werden - um eine Steuerentlastung für diejenigen zu finanzieren, die wenig verdienen.

Laschet geht in die Offensive. „Es ist eine sozialdemokratische Herangehensweise, immer wenn man kann, die Steuern zu erhöhen - und die Grünen sind da auch mit dabei“, ruft er. Es komme auf die Menge der Steuereinnahmen an, nicht auf die Höhe von Steuersätzen, meint er. Die Wirtschaft erhole sich gerade, diesen Trend dürfe man nun nicht gefährden.

„Wenn jedes fünfte Kind in diesem Land in Armut lebt, dann kann man sich als Politik doch nicht hinstellen und sagen ‚och ja, das ist jetzt einfach so‘“, sagt Baerbock. Sie fordert erneut eine Kindergrundsicherung. Das werde aber kosten - „seriöse Politik muss das gegenfinanzieren“, betont die Grüne. Deshalb müsse man etwa den Solidaritätszuschlag für Spitzenverdiener beibehalten und nutzen. Zusammen mit einer Entlastung für Geringverdiener könne etwa eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern dank Kindergrundsicherung rund 2.000 Euro mehr im Geldbeutel haben.

„Den Kindern hilft man, indem man den Eltern hilft, aus Hartz IV herauszukommen“, lautet Laschets Konter: „Die Wirtschaft in Gang setzen, mehr Arbeit schaffen.“ Für alleinerziehende Mütter sei aber auch bei der Union eine Entlastung vorgesehen - „in ähnlicher Dimension wie bei den Grünen“. Erneut liefern sich der CDU-Chef und die Grüne einen Schlagabtausch. Zutiefst ungerecht sei, dass die Union just finanziell schlechter gestellte Familien nicht fördern wolle. Steuersenkungen für Unternehmen mit hohen Gewinnen und Bestverdiener seien „einfach nicht drin“, ergänzt Scholz noch. Die Kindergrundsicherung sei „ein guter Vorschlag“.

Kanzler-Triell bei RTL: Baerbock und Laschet im Klima-Clinch - „offensichtlich haben Sie keinen Plan“

Update vom 29. August, 21.08 Uhr: Werden die klimapolitischen Umstellungen teuer? Scholz verweist nochmal auf das „industrielle Projekt“ - und fängt sich von Kloeppel eine Rüge ein. Er betont daraufhin ebenso wie Baerbock, dass Mehrkosten wieder an die Bürger zurückgegeben werden sollen.

Baerbock und Laschet geraten sich kurz in die Haare: „Können Sie nochmal erläutern, wie Sie das machen wollen?“, fragt Laschet. „Offensichtlich haben Sie keinen Plan“, kontert die. Die Union solle selbst Vorschläge machen. Es werde „für den teurer, der sich klimaschädlich verhält“, fügt Laschet schließlich hinzu. Entlastung gebe es aber unter anderem über die Abschaffung der EEG-Umlage.

Alle drei Kanzlerkandidaten sprechen sich in der nächsten „Ja-Nein“-Runde gegen das Verbot von innerdeutschen Flügen aus. „Jeder macht Urlaub wo er will“, erklärt Baerbock auf die folgende Frage. „Urlaub an der Ostsee oder auf Mallorca“ hatte diese gelautet.

Anmerkung in eigener Sache: Aufgrund eines technischen Problems konnte der Ticker in der vergangenen halben Stunde nicht aktualisiert werden. Die Updates dieses Zeitraums finden Sie nun aber unterhalb dieses Eintrags.

Triell im Klima-Streit: Baerbock findet Scholz‘ Vorschlag „erschreckend“ - und gerät in Wortgefecht mit Laschet

Update vom 29. August, 21.00 Uhr: Kloeppel schreitet ein: Wer wann was gesagt habe, sei für die Menschen im Land weniger interessant: „Wer zahlt die Zeche“ sei die relevantere Frage. „Der wichtigste Teil von dem, was wir hier vorhaben, das ist ein industrielles Projekt“, antwortet Scholz. Diese industrielle Modernisierung müsse man möglich machen – mit erneuerbaren Energien und Stromnetzen. Deutschland könne mit seiner industriellen Kraft in der Lage sein, auch anderen Ländern die notwendigen Techniken zu liefern; das werde das nächste Erfolgsprojekt.

„Für mich klingt das ehrlich gesagt erschreckend“, erwidert Baerbock. Scholz habe klargestellt, dass er in den nächsten vier Jahren klimapolitisch „nichts“ tun wolle. Baerbock verweist erneut auf die Familien: Es gebe Kinder, die bei Regen weinten, weil sie fürchteten, „dass wieder die Kita weggespült wird“. „Wie wollen Sie Öl-Heizungen nicht mehr in den Kellern haben, wenn Sie nicht klar sagen, dass es das nicht mehr geben wird?“, fügt sie hinzu. Politik müsse klare Prioritäten setzen und sich „nicht immer wegducken“. So müssten etwa Menschen mit geringerem Einkommen für E-Autos mehr Förderung bekommen. Soziale Gerechtigkeit gegen Klimaschutz auszuspielen schade beiden Politik-Feldern.

„Ich weiß jetzt nicht, ob die Bürger das alles verstanden haben, was Frau Baerbock da geschildert haben“, rügt Laschet mit einem Griff an seine Brille. Das große Kunststück bleibe, „die Industrie zu verändern“ – da seien Steuererhöhungen kontraproduktiv. Ziel müsse nicht das Schreiben von Verboten, sondern das Anschieben von Innovation sein.

Update vom 29. August, 20.50 Uhr: Als Nächstes rufen Kloeppel und Atalay die Flutkatastrophe auf – und die Folgen für die Klima-Politik. Baerbock fordert ein Klima-Sofortprogramm und einen beschleunigten Kohle-Ausstieg. „Das ist ein Programm, noch keine Maßnahme“, stichelt Kloeppel. Baerbock kontert: Man befinde sich schließlich nicht in einer präsidentiellen Demokratie, auf Knopfdruck lasse sich nichts umsetzen. Sie legt aber nach: Ein Solar-Programm sei nötig, aber auch mehr Tempo beim klimaneutralen Umbau der Industrie. Die Wirtschaft habe bewiesen, dass sie schneller sei als die Politik.

Scholz verweist auf eine neue energiepolitische Aufstellung, aber auch beschleunigte Genehmigungs-Verfahren. Damit nimmt er Laschet schon fast den Wind aus den Segeln. Auch der CDU-Politiker betont die Notwendigkeit zum Bürokratieabbau.„Was würden Sie verbieten, für den Klimaschutz“ lautet Kloeppel provokante Frage  – „nichts“, lautete Laschets Antwort.

Die Runde driftet daraufhin in pauschalere Vorwürfe. Baerbock schießt gegen beide Konkurrenten: SPD und Union stünden für ein „Weiter so“, das Ziel einer Emissionsneutralität bis 2045 sei viel zu wenig. „Aber Frau Baerbock, nochmal ganz langsam…“ Die Grüne habe außer einem Verbrenner-Verbot quasi keine konkreten Vorschläge gemacht. „Dann haben Sie wohl nicht zugehört“, ruft Baerbock. Laschet wirft ihr vor, der Wirtschaft „immer nur Fesseln anzulegen“. Es sei kein Problem gelöst, wenn die Industrie ins Ausland abwandere. Scholz verteidigt das Ziel 2045, schießt aber gegen die Union: Der Koalitionspartner habe lange alle Vorschläge „torpediert“.

Update vom 29. August, 20.44 Uhr: Eine „Ja-Nein“-Runde ergibt nur minimale Differenzen zwischen den Kandidaten. Soll es eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln? Alle drei bejahen. Beim Thema „3G“ in Zügen meldet nur Laschet Zweifel an - er will „erst sorgfältig prüfen, dann machen“.

Triell der Kanzlerkandidaten: Laschet verteidigt seinen Corona-Kurs

Update vom 29. August, 20.38 Uhr: Laschet verteidigt seinen Corona-Kurs: „Das Eine ist der Schutz vor dem Virus, aber wir haben auch andere Schäden“, sagt er mit Blick etwa auf mangelnden Präsenz-Unterricht oder häusliche Gewalt - einen „Zick-Zack-Kurs“ habe es bei ihm nicht gegeben, sondern nur ein „Abwägen“.

Impf-Busse für Schulen habe Laschet nicht finanzieren wollen, rügt Baerbock - der Angesprochene schüttelt in betonter Verwunderung den Kopf. Eine Impfpflicht sei schwer umzusetzen, hatte die Grüne ihren Beitrag eingeleitet. Nötig seien „pragmatische“ Maßnahmen. Jüngst hatte sich Baerbock zumindest offen für Impfpflichten für einzelne Berufsgruppen gezeigt.

Scholz schaltet sich in seiner Rolle als Finanzminister ein: Die Gelder etwa für den Umbau von Schulen stünden längst zur Verfügung. Baerbock greift umgehend wieder Laschet an. Wie auch im Handeln der Bundesregierung gebe es einen Mangel an vorausschauendem Handeln in Laschets NRW. Der verweist auf Impfprojekte in sozialen Brennpunkten - und nimmt die Grünen in die Pflicht: Die Partei sitze immerhin selbst in elf Landesregierungen.

Corona-Fragen im Triell: Baerbock will Impfungen forcieren - alle Kandidaten gegen neue Lockdowns

Update vom 29. August, 20.32 Uhr: Nun beginnt die Runde bei Laschet. Neues hat der CDU-Politiker nicht zu verkünden: Womöglich werde Corona nie mehr ganz verschwinden - mit dem neuen Kurs des Blicks auf Hospitalisierung und steigenden Impfzahlen, gebe es aber gute Chancen, auf verträgliche Weise durch die Krise zu kommen.

Baerbock fordert in ihrem Aufschlag stärkere Impf-Bemühungen in eher impf-müden Stadtvierteln - mobile Impf-Teams seien nun ein Gebot der Stunde. In den Schulen hätten sich zudem (etwa bei der schleppenden Beschaffung von Luftfiltern) „Desaster“ ereignet.

„Es sind jetzt so viele geimpft, dass es keinen Lockdown geben können wird“, sagt Scholz. „Was wir erleben werden für eine längere Zeit, ist, dass sehr viele Ungeimpfte infiziert werden“, warnt der SPD-Kanzlerkandidat. Deshalb müsse man mehr Menschen von der Impfung überzeugen. Einen Lockdown für Ungeimpfte halte er „nicht für richtig“, sagt Scholz. Deutschland sei aber auch „vorsichtiger“ geblieben als andere Länder. Auch Baerbock und Laschet rechnen derzeit nicht mehr mit einem Lockdown, wie beide betonen.

Update vom 29. August, 20.30 Uhr: Redezeit-Kassensturz nach der ersten Viertelstunde: Armin Laschet hat laut RTL-Messung rund eine Minute länger gesprochen als seine Kontrahenten. Das wolle man noch ausgleichen, kündigt Atalay an. Als nächste Thema wird Corona aufgerufen.

Triell: Thema Afghanistan - Laschet macht Scholz Vorwürfe, Baerbock rügt GroKo-Versäumnisse

Update vom 29. August, 20.22 Uhr: Scholz zeigt sich „bedrückt“ über das Scheitern in Afghanistan. Der Vormarsch der Taliban habe ihn „furchtbar entsetzt“. „Sie sind doch Vizekanzler...“, stichelt Atalay, da sei die Aussage doch etwas „rückwärtsgewandt“. Scholz lässt sich nicht beirren. Er dankt der Bundeswehr für den Einsatz und betont den Willen zu weiteren Evakuierungen - Parteifreund Heiko Maas sei „gerade unterwegs“ um das zu ermöglichen. Die Schuld am Zustand der Bundeswehr gibt der SPD-Kanzlerkandidat der schwarz-gelben Regierung in den Jahren 2009 bis 2013.

Laschet spricht wieder nach Scholz und nutzt die Gelegenheit erneut für einen Angriff: Er wirft Scholz vor, dass sich die SPD gegen die Beschaffung von Drohnen für die Bundeswehr gestellt habe. „Die Euro-Drohne ist noch nicht einmal fertig für die Bewaffnung“, antwortet Scholz nüchtern. Den Grünen wirft der Unions-Kanzlerkandidat* mangelnde Klarheit vor - die Grünen seien bei wichtigen außen- und verteidigungspolitischen Themen chronisch gespalten.

Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz
Im TV-Triell werben Armin Laschet (links), Annalena Baerbock und Olaf Scholz um die Gunst der Wähler © ntv/Screenshot

„Wenn Sie hier mal nicht nur Sprechzettel verlesen...“, kontert Baerbock. Sie wirft Laschet und der Union vor, noch im Juni gegen die Rettung von Ortskräften gestimmt zu haben - und erst jetzt auf drängende Afghanistan-Fragen gekommen zu sein, die die Grünen schon seit längerem anprangerten: „Das war ein Desaster mit Ansage, weil sie sich diesen Fragen 16 Jahre lang nicht gestellt haben!“.

Triell im TV: Laschet verpasst Scholz erste Breitseite, Baerbock rügt GroKo-Parteien - „Zieht sich das Herz zusammen“

Update vom 29. August, 20.16 Uhr: Scholz darf sich als erster ins Inhaltliche stürzen - wie umgehen mit dem Afghanistan-Debakel lautet die Frage an ihn. Der SPD-Kanzlerkandidat verweist auf die Nato und auf die Notwendigkeit

„Ich glaube nicht, dass man mit so globalen Sprüchen diese Frage beantworten kann“, entgegnet Laschet. Es handle sich um ein „Desaster“ des Westens und der Bundesregierung. Der CDU-Chef bekräftigt noch einmal seine Forderung nach einem Nationalen Sicherheitsrat. Zugleich müssten Europa und die Bundeswehr so gestärkt werden, dass etwa der Flughafen in Kabul auch ohne die US-Amerikaner gesichert werden könne.

Die CDU sei genauso beteiligt gewesen wie die SPD, konstatiert Baerbock kühl. Sie verweist auf Schicksale von Kindern und Familien in Afghanistan: „Da zieht sich mir das Herz zusammen.“ Die Bundesregierung dürfe sich in solchen Momenten „nicht wegducken“. Die Grüne erhebt schwere Vorwürfe an die beiden GroKo-Parteien: Die Regierung Merkel habe innenpolitische Motive über das notwendige außenpolitische Handeln gestellt. Auch sie fordert bessere Ausrüstung für die Bundeswehr.

Update vom 29. August, 20.12 Uhr: Die erste Frage geht an Baerbock - sie fällt unerwartet aus: Warum Olaf Scholz nicht Kanzler könne, will Atalay von der Grünen wissen. „Die Jahre des Abwartens“ unter der GroKo hätten Deutschland nicht gutgetan, sagt Baerbock erst auf Insistieren der Moderatorin. Die Grüne will den eigenen „Neuanfang“ ins Zentrum stellen.

Scholz lehnt ein harsches Urteil über Laschet ebenfalls ab. Es wäre „schlechter Stil“ an dieser Stelle schlecht übereinander zu reden. Und auch Laschet will Baerbock nicht negativ bewerten. Er gehe als „Regierungschef des größten Landes“ ins Rennen, betont er.

Triell JETZT im Ticker: Baerbock, Laschet und Scholz ringen um Wählerstimmen

Update vom 29. August, 20.10 Uhr: Der Aufgalopp zum ersten Kanzler-Triell vor der Bundestagswahl läuft: Die Moderatoren Peter Kloeppel und Pinar Atalay kündigen die Runde als große Premiere an. Tatsächlich gab es bislang stets nur Duelle. Die vorangegangenen drei Ausgaben hatten zudem wenig Spannung zu bieten: Noch-Kanzlerin Angela Merkel* (CDU) ging 2009, 2013 und 2017 gegen die SPD-Kandidaten Frank-Walter Steinmeier, Peer Steinbrück und Martin Schulz jeweils als haushohe Favoritin ins Rennen.

Update vom 29. August, 20.05 Uhr: Ein anderer Aspekt der Runde: Die Positionierung der Kandidaten als Gesicht eines Neuanfangs - oder als Erbe des mehr oder minder bewährten Kurses der Merkel-Jahre.

Laschets Union versucht diesen Spagat in ihrem Wahlprogramm unter den Schlagworten „Stabilität und Erneuerung“ zu verkaufen. Baerbock hingegen wird sich - auch vor dem Hintergrund der jüngsten Fehlschläge der Bundesregierung - als Exponentin eines „Neuanfangs“ in Szene setzen. Diesen Plan hat auch Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner bereits vor einigen Minuten am n-tv-Mikrofon bekräftigt. Scholz dürfte sich als Gesicht des GroKo-Juniorpartners wohl erneut sachte vom jüngsten Regierungshandeln distanzieren - und die Karte als beliebtester Kandidat spielen.

Update vom 29. August, 20.00 Uhr: Willkommen zu unserem Live-Ticker zum ersten Kanzler-Triell vor der Bundestagswahl 2021! Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) sind bereits in den TV-Studios in Berlin-Adlershof eingetroffen.

Die Rollen sind vor der ersten von drei Runden klar verteilt: Scholz ist Umfragen zufolge der mit Abstand beliebteste der drei Kanzler-Anwärter. Genau das dürfte aber auch den Druck auf den Sozialdemokraten erhöhen: Er hat im RTL-Triell sein Image als seriösester der Kanzlerkandidaten zu festigen, um das erstaunliche Umfrage-Hoch der SPD nicht gefährden. Laschet und Baerbock müssen - oder: dürfen - hingegen um eine Trendwende kämpfen.

Triell im Ticker: Baerbock und Laschet schon angeschlagen - nun hat auch Scholz einiges zu verlieren

Vorbericht: Berlin - Genau vier Wochen vor der Bundestagswahl scheint sich der gesamte Wahlkampf gedreht zu haben: Die SPD führt überraschend in den Sonntagsfragen*, die Union jagt hingegen Minusrekorde - und die Idee vom grünen Griff nach dem Kanzleramt ist bereits wieder in weite Ferne gerückt. Möglicherweise wird dieser Sonntagabend aber zur nächsten entscheidenden Etappe: Das erste offizielle Kanzlertriell steht an.

Begegnet waren sich die drei Kanzlerkandidaten Olaf Scholz* (SPD), Armin Laschet* (CDU) und Annalena Baerbock* (Grüne) im Wahlkampf schon häufiger, teils gab es dabei sogar denkwürdige Rededuelle*. Unter dem Titel „Das Triell“ zeigen die Sender der RTL-Gruppe nun aber den ersten Verbalaustausch zur Primetime. Angesichts der starken Fixierung auf Personen im bisherigen Bundestagswahlkampf könnte vor den Augen der Nation dabei einiges zu gewinnen sein. Und noch mehr zu verlieren.

Triell auf RTL: Baerbock, Laschet und Scholz im Fokus - Kanzlerkandidaten haben viel zu verlieren

Vor allem Laschet und Baerbock haben bereits verunglückte Auftritte gesammelt. Baerbock etwa verhaspelte sich beim Grünen-Parteitag (und fluchte in ihr Mikrofon), Laschet macht mit einem Lacher im Flutgebiet Negativschlagzeilen und vergaß vor laufender Kamera das Wahlprogramm seiner Partei. Ähnliches sollte sich am Sonntagabend aus Sicht von Grünen und Union besser nicht wiederholen. Das Triell wird auch eine Nagelprobe: Wie gut funktionieren die Kandidaten unter Druck, wie gut werden sie vorbereitet sein?

Olaf Scholz hingegen ist bis dato mithilfe stoischer Ruhe und starker verbaler Zurückhaltung fehlerfrei durch den Wahlkampf gekommen - das genügte, um mit weitem Abstand zur Nummer Eins in der Kanzlerpräferenz der Deutschen zu werden. Allerdings hat nun auch Scholz einiges an Druck zu stemmen. Das beinahe historisch anmutende Umfrage-Comeback der SPD zu verspielen könnte, rein hypothetisch, zu einem ebenso historischen Flop geraten - gleich einem verschossenen Elfmeter in einem großen Endspiel.

Ob Scholz verbindliches Auftreten und das Schlagwort „Respekt“ weiterhin als Rezept für den Umfrage-Aufwind genügen, es ist abzuwarten. Denn der Fokus wendet sich mittlerweile weg vom vermeintlichen Zweikampf Laschet gegen Baerbock hin zur SPD. Die Windschattenfahrt könnte für die Sozialdemokraten beendet sein.

Triell vor der Bundestagswahl im TV: Scholz, Baerbock und Laschet - Fragen kommen von Kloeppel und Atalay

An brisanten Themen wird es in der Runde jedenfalls nicht mangeln. Und einen leichten Vorteil könnte im inhaltlichen Widerstreit Baerbock haben. Schließlich sind Scholz (als Vizekanzler sehr direkt) und Laschet (als Chef der größten Regierungspartei zumindest indirekt) in die jüngsten Probleme der GroKo verwickelt: In das Afghanistan-Desaster etwa oder auch in die vom Bundesverfassungsgericht gerügten Versäumnisse in Sachen Klimaschutz. Auch beim Thema Corona oder der schleppenden Digitalisierung dürften der SPD- und der CDU-Politiker einiges an Geschick beweisen müssen, um sich als Botschafter eines Aufbruchs in Szene zu setzen.

Die Fragen für das „Triell“ stellen werden übrigens der Kanzlerduell-erfahrene RTL-Journalist Peter Kloeppel und die erst jüngst zum Privatsender gewechselte langjährige „Tagesthemen“-Anchorwoman Pinar Atalay. Auch ihnen steht ein kleiner Marathon bevor: 110 Minuten Polit-Debatte ohne Werbepausen. Interessant wird womöglich auch, welche/r Kanzleranwärter/in am besten die Konzentration aufrecht erhält. Auch das schließlich: Eine gefragte Qualität in nationalen und internationalen Verhandlungsrunden. Der Startschuss für die Sendung fällt um 20.10 Uhr*. (fn) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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