1. Startseite
  2. Politik

Putin-Vasall poltert: Lukaschenko droht Westen mit Atomschlag – Selenskyj warnt vor weiteren Zwischenfällen

Erstellt:

Von: Naima Wolfsperger, Bedrettin Bölükbasi, Christoph Gschoßmann, Franziska Schwarz, Fabian Müller

Die Lage um das größte Atomkraftwerk Europas ist weiter angespannt. Präsident Selenskyi fordert die Räumung. News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.

Update vom 27. August, 13.45 Uhr: Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig einen Beschuss des von Moskaus Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja vorgeworfen. Es bestehe die Gefahr, dass Standards zum Schutz vor radioaktiver Strahlung verletzt würden, teilte der staatliche Kraftwerksbetreiber Enerhoatom am Samstag bei Telegram mit. Das größte europäische Kernkraftwerk sei innerhalb eines Tages mehrfach von russischem Militär beschossen worden. Dagegen teilte das russische Verteidigungsministerium mit, das AKW sei innerhalb von 24 Stunden insgesamt dreimal mit Artillerie von ukrainischer Seite beschossen worden.

Dabei seien vier Geschosse in das Dach einer Anlage eingeschlagen, in der Kernbrennstoff der US-Firma Westinghouse gelagert sei, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau. Überprüfbar von unabhängiger Seite war dies nicht. Der Sprecher sagte auch, dass weitere Geschosse in der Nähe von Lagern mit Brennstäben und mit radioaktiven Abfällen eingeschlagen seien. Die Strahlensituation liege aber weiter im normalen Bereich.

„Die Kontrolle des technischen Zustands des Atomkraftwerks und die Absicherung ihres Betriebs wird vom technischen Personal erledigt“, sagte Konaschenkow. Er betonte erneut, dass die russischen Streitkräfte die Anlage bewachten, aber in der Nähe keine schweren Waffen hätten. Zuvor hatten auch die russischen Besatzungsbehörden im Gebiet Saporischschja erneut von Beschuss des AKW gesprochen.

London: Russland verstärkt Angriffe in der Ostukraine

Update vom 27. August, 10.07 Uhr: Die russische Armee hat nach britischen Erkenntnissen ihre Angriffe in der Ostukraine zuletzt wieder verstärkt. In den vergangenen fünf Tagen habe die Intensität russischer Attacken nahe der Großstadt Donezk wieder zugenommen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Mit den Angriffen wollten die russischen Truppen vermutlich zusätzliche ukrainische Truppen im Osten binden, um eine erwartete ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes zu erschweren, hieß es.

Es habe heftige Kämpfe nahe der Städte Siwersk und Bachmut nördlich von Donezk gegeben. Truppen der moskautreuen Separatisten seien vermutlich weiter ins Zentrum des Dorfes Pisky nahe dem zerstörten Flughafen Donezk vorgedrungen, hieß es weiter. Insgesamt hätten die russischen Einheiten aber nur wenige Geländegewinne verzeichnet.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich in beispielloser Form Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Selenskyj warnt vor weiteren Zwischenfällen im AKW Saporischschja

Update vom 27. August, 9.02 Uhr: Nach dem Zwischenfall am von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor weiteren Notlagen gewarnt. „Ich möchte betonen, dass die Situation sehr riskant und gefährlich bleibt“, sagte Selenskyj in einer Videoansprache in der Nacht zum Samstag. „Jede Wiederholung (...) wird das Kraftwerk erneut an den Rand einer Katastrophe bringen.“ Einmal mehr forderte er einen baldigen Besuch internationaler Experten sowie den Rückzug der russischen Truppen von dem AKW-Gelände, das diese seit März besetzt halten.

Am Donnerstag war es in Europas größtem Atomkraftwerk im Süden der Ukraine zu einer Notabschaltung gekommen. Grund war nach Angaben beider Seiten eine beschädigte Hochspannungsleitung. Die Ukraine nannte russischen Artilleriebeschuss als Ursache. Die Besatzer sprachen hingegen von einem Brand als Auslöser eines Kurzschlusses. Mittlerweile sind laut Angaben aus Kiew allerdings wieder beide zuletzt betriebenen Reaktorblöcke ans Stromnetz angeschlossen.

Russland erhält wohl hunderte iranische Drohnen

Update vom 26. August, 17.25 Uhr: Nach Angaben von westlichen Geheimdienstbeamten gegenüber der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press hat Russland hunderte iranische Drohnen erhalten. Die Drohnen könnten im Ukraine-Krieg genutzt werden, warnten die Beamten. Demnach ist es zwar unklar, ob die Drohnen schon von russischen Truppen genutzt werden, doch sie scheinen einsatzbereit zu sein, wie die Beamten betonten. Bislang machte vor allem die Ukraine intensiv Gebrauch von Drohnen im Ukraine-Krieg. Sowohl die „Switchblade“-Kamikaze-Drohnen aus US-Herstellung sowie die Bayraktar TB2-Drohnen aus türkischer Herstellung fügten dem russischen Militär schwere Verluste zu.

Ukraine-Krieg: Lukaschenko droht Westen mit nuklearem Schlag im Falle von „Provokationen“

Update vom 26. August, 14.15: Immer wieder wird im Ukraine-Krieg spekuliert, ob der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko – ein enger Verbündeter Wladimir Putins – mit eigenen Truppen auf der Seite Russlands eingreifen wird. Lukaschenko lehnte dies mehrmals ab. An Drohungen hält er aber weiter fest. Nun meldete er sich erneut zu Wort und warnte den Westen inmitten verschärfter Gefechte in der Ukraine vor „Provokationen“. Belarus sei bereit, auf „Bedrohungen“ des Westens angemessen zu reagieren, sagte Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA.

Dabei drohte er westlichen Ländern mit der nuklearen Option. „Sie im Westen sollten verstehen, dass keine Hubschrauber und Flugzeuge sie retten werden, wenn sie sich dazu entschließen, die Lage zu eskalieren“, so Lukaschenko. Er erinnerte an ein Treffen mit Putin: „Wir hatten eine gemeinsame Erklärung abgegeben, dass wir belarussische Su-24-Flugzeuge so umrüsten würden, dass sie Atomsprengsätze tragen können. Glauben Sie, dass das Schwachsinn war? Alles ist bereit!“ Im Falle einer „ernsten Provokation“ wolle man Entscheidungszentren im Westen ins Visier nehmen, erklärte Lukaschenko.

Ukraine-News: Ukraine meldet Beschuss von Russland-Stützpunkt - „200 Soldaten getötet“

Update vom 26. August, 12.00 Uhr: Die Ukraine behauptet, hunderte russische Soldaten im Oblast Luhansk getötet zu haben. Beim Beschuss eines russischen Militärstützpunkts in der Stadt Stachanow seien 200 russische Fallschirmjäger ums Leben gekommen, teilte der militärische Gouverneur von Luhansk, Serhij Hadai, auf Telegram mit. Der Stützpunkt sei zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Selenskyj-Berater sieht neue Phase - Ukraine nun im Vorteil wegen Himars?

Update vom 26. August, 10.15 Uhr: Nach Einschätzung der Ukraine hat eine neue Phase im russischen Angriffskrieg begonnen. Nun befinde man sich in der „vierten Phase“ des Krieges, zitierte die ukrainische Nachrichtenagentur Unian den Berater des ukrainischen Präsidenten, Aleksej Arestovitsch, aus einem Interview mit der russischen Oppositionsjournalistin Yulia Latynina. Er beschrieb zudem die ersten drei Phasen des Krieges.

Die neue, vierte Phase des Krieges werde nun zwei bis drei Monate andauern. Dabei würden sich die Kriegsparteien ohne große Bewegungen gegenseitig aus der Entfernung beschießen. Die Ukraine habe jedoch bessere Chancen aufgrund der US-Mehrfachraketenwerfer des Typs „Himars“.

Ukraine-News: Selenskyj fordert stärkeren internationalen Druck auf Russland wegen Saporischschja

Update vom 26. August, 6.31 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat verstärkten internationalen Druck auf Russland gefordert, um eine Räumung des besetzten Kernkraftwerks Saporischschja zu erreichen. Er verwies auf die Notabschaltung von zwei Reaktoren am Donnerstag wegen eines zweimaligen Ausfalls der Stromversorgung. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA und andere internationale Organisationen müssten viel schneller handeln als bislang, sagte Selenskyj abends in seiner Videoansprache in Kiew. „Jede Minute, die das russische Militär im Kernkraftwerk bleibt, bedeutet das Risiko einer globalen Strahlenkatastrophe.“ 

AKW Saporischschja: Stromversorgung wiederhergestellt - doch es gibt noch Probleme

Update vom 25. August, 21.12 Uhr: Wie die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen am Donnerstag mitteilte, wurde die Stromversorgung des von Russland besetzten Kernkraftwerks Saporischschja wiederhergestellt. An das ukrainische Stromnetz ist das AKW jedoch noch nicht wieder angeschlossen.

In einer Erklärung teilte die Internationale Atomenergie-Organisation mit, sie sei von der ukrainischen Regierung darüber informiert worden, dass die letzte verbleibende betriebsbereite 750-kV-Außenstromleitung des Kraftwerks wieder in Betrieb sei, nachdem sie wegen mehrerer Brände in der Nähe zweimal abgeschaltet worden war.

Update vom 25. August, 16.34 Uhr: Der Betreiber Energoatom hat neue Details zu den Stromproblemen des AKW Saporischschja mitgeteilt. Demnach waren Brände auf dem Gelände eines nahegelegenen Wärmekraftwerks die Ursache dafür, dass die letzten noch verbliebenen Anschlussleitung nun nicht mehr am Stromnetz seien. Drei weitere Leitungen seien bereits zuvor „durch terroristische Angriffe“ der russischen Seite beschädigt worden.

Dennoch sei die Stromversorgung des AKW selbst über das Wärmekraftwerk noch gewährleistet. Es werde derzeit versucht, zumindest einen Reaktor wieder ans Netz zu bringen, erklärte Energoatom. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.

Sorge wegen AKW: Saporischschja soll „komplett“ ohne Strom sein

Update vom 25. August, 15.56 Uhr: Nach Betreiberangaben ist das AKW Saporischschja nun doch vollständig vom ukrainischen Stromnetz abgekoppelt worden. Die beiden zuletzt noch arbeitenden Reaktoren der Anlage seien „komplett“ vom Netz genommen worden, teilte Energoatom auf Telegram mit. Dies sei „das erste Mal in der Geschichte der Anlage“ geschehen. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.

Eine Abkoppelung vom Stromnetz gefährdet nach Einschätzung von Experten die zwingend notwendige Kühlung der Reaktoren. Energoatom vermutet, dass Russland Saporischschja an das Stromnetz der Krim anschließen will.

AKW Saporischschja
Aufnahme vom 23. August: Eines der Hauptgebäude des AKW Saporischschja © Konstantin Mihalchevskiy / Imago Images

Ukraine-News: Region um AKW Saporischschja zwischenzeitlich ohne Strom

Update vom 25. August, 15.22 Uhr: Im Gebiet um das AKW Saporischschja ist es zwischenzeitlich zu einem massiven Stromausfall gekommen. „Heute ist die Stadt infolge feindlichen Beschusses komplett ohne Strom und Wasser“, teilte der Bürgermeister von Enerhodar, Dmytro Orlow, auf Telegram mit.

Gut eine Stunde später informierte Orlow über die schrittweise Wiederherstellung der Stromversorgung in der Kleinstadt Enerhodar, in der das AKW liegt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Seit Wochen werfen sich Russland und die Ukraine gegenseitig den Beschuss von Europas größtem AKW vor, das die Russen Anfang März erobert haben. 

Russische Armee unter Putin: Kremlchef ordnet Vergrößerung an

Update vom 25. August, 14.48 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat angeordnet, dass die russische Armee vergrößert wird - ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Ab 2023 soll sie insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen. Das geht aus einem nun veröffentlichten Dekret hervor.

Alleine die Zahl der Militärs - dazu zählen sowohl Vertragssoldaten als auch Wehrdienstleistende - soll um 137.000 auf rund 1,15 Millionen erhöht werden. Bei den restlichen Militärangehörigen handelt es sich um sogenanntes Zivilpersonal, also zum Beispiel Verwaltungsangestellte. Das Dekret nannte keine offizielle Begründung für diesen Schritt.

Russlands Präsident Wladimir Putin.
Russlands Präsident Wladimir Putin (Archivbild) © Mikhail Klimentyev/dpa

Raketenschlag auf Bahnstation: Moskau spricht von 200 toten ukrainischen Soldaten

Update vom 25. August, 13.32 Uhr: Moskau hat den Personenzug-Beschuss am Nationalfeiertag bestätigt: Bei dem Angriff mit einer Iskander-Rakete an der Bahnstation von Tschaplyne seien mehr als 200 ukrainische Soldaten getötet worden. Das teilte Verteidigungsministeriums-Sprecher Igor Konaschenkow mit.

Es gab allerdings keine Belege für die Behauptung Moskaus, dass so viele Soldaten ums Leben kamen. Alle Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Die Rakete sei in den militärischen Teil der Bahnstation eingeschlagen, behauptete Konaschenkow. Kiew hatte hingegen von Beschuss von bewohntem Gebiet gesprochen. Der Angriff war am Unabhängigkeitstag der Ukraine erfolgt.

Angriff auf Bahnhof im Ukraine-Krieg: Mindestens 25 Tote

Erstmeldung vom 25. August: Kiew - Tragödie am 31. ukrainischen Unabhängigkeitstag: Bei Tschaplyne trafen Raketen im russischen Angriffskrieg wohl zum ersten Mal Raketen sogar einen Personenzug. An dem symbolträchtigen Feiertag am 24. August gab auch an anderen Stellen der Ukraine schwere Angriffe des Militärs von Kreml-Chef Wladimir Putin.

Angriff auf Bahnhof im Ukraine-Krieg: Mindestens 25 Tote

Inzwischen ist die Zahl der Toten durch den Bahnhof-Beschuss nach offiziellen Angaben auf mindestens 25 gestiegen. „Tschaplyne ist heute unser Schmerz“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache. Bei dem Beschuss von bewohntem Gebiet und der Bahnanlagen sind wohl auch zwei Kinder getötet worden, sowie 31 Menschen verletzt. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Dabei soll es sich um einen elfjährigen Jungen handeln, der unter den Trümmern eines Hauses gestorben sei. Ein sechs Jahre altes Kind sei beim Brand eines Autos bei der Bahnstation gestorben. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten seien abgeschlossen. „Die Ukraine wird ewig bestehen“, bekräftigte Selenskyj in seiner Videoansprache. Sein Land werde die russischen Angreifer vertreiben.

Russlands Gebietsverluste im Ukraine-Krieg: Größer als Dänemark

Unterdessen hat Russland bei seinem Angriffskrieg auf die Ukraine etwa 45.000 Quadratkilometer Gebiet verloren. Eine Fläche, größer als Dänemark. Das berechnete die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in Washington DC. Seit der strategischen Pause am 16. Juli habe Russland jedoch wieder 450 Quadratkilometer erobert. Trotz der massiven Verluste hatte Sergey Shoigu, Moskaus Verteidigungsminister, erneut deutlich gemacht, dass Russland nicht von seiner Maximalstrategie abweichen wollen.

Die Gründerin der ISW, Kimberly Kagan, ist eine Forscherin, die gute Kontakte in das US-Amerikanische Militär pflegt und diverse Forschungsreisen in den Irak und Afghanistan tätigte. Bei der Beobachtung und Analyse des Kriegs in der Ukraine beschäftigt sich die Denkfabrik nicht mit den Kriegsverbrechen des russischen Militärs. So heißt es auf der Webseite des Instituts.

Begründung: Diese seien von den westlichen Medien intensiv abgedeckt und würden die militärischen Operationen, auf die sich die Denkfabrik konzentriert, nicht beeinflussen (understandingwar.org, Stand 25.08.2022, 7.08 Uhr). Für die Gebietsgewinne und Verluste sind gerade diese Verbrechen aber relevant. Denn dort, wo das russische Militär zurückgedrängt wird, hinterlässt es meist nur Schutt und Asche. (mit Material von dpa und AFP)

Auch interessant