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Schüsse im Nord-Kosovo - Serbien entsendet Armeechef an die Grenze

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Von: Niklas Kirk

Die Kritik von Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic an mangelnder europäischer Solidarität weist die EU deutlich zurück. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic. © Monika Skolimowska

Im Zuge der Spannungen im Kosovo entsendet Serbien seinen Armeechef an die Grenze. Dort sollen am Sonntagabend Schüsse gefallen sein.

Frankfurt – Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat am Sonntagabend (25. Dezember) den Generalstabschef der Armee an die Grenze zum Kosovo entsandt. Die Aufgaben, die die serbische Armee erhalten habe, seien „präzise, klar“ und würden „vollständig umgesetzt“, sagte General Mojsilovic dem Fernsehsender Pink nach seinem Gespräch mit Vucic in Belgrad. Die Situation an der Grenze sei „kompliziert und komplex“ und erfordere „in der kommenden Zeit die Präsenz der serbischen Armee“.

Das Kosovo mit seiner mehrheitlich albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als abtrünniges Gebiet betrachtet. Beide Länder lieferten sich noch vor wenigen Jahren einen blutigen Krieg. Trotz Dialogversuchen der EU liegen sie seit Jahren immer wieder im Streit. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovo bei ihren Versuchen, sich der Autorität Pristinas zu widersetzen.

Konflikt im Kosovo – Schüsse an der Grenze gemeldet

Im Dezember haben die Spannungen an der Grenze zu Serbien wieder zugenommen. Nächtliche Schüsse auf Polizisten und ein Angriff auf Einsatzkräfte der EU-Mission Eulex mit einer Blendgranate hatten international die Besorgnis wachsen lassen.

Kurz bevor der Armeechef in das Grenzgebiet aufbrach, verbreiteten mehrere serbische Medien ein in Online-Netzwerken geteiltes Video, in dem Gewehrsalven zu hören waren. Ihnen zufolge handelte es sich dabei um „Kämpfe“, die am frühen Abend stattgefunden hätten. Die kosovarischen Streitkräfte hätten angeblich versucht, eine zuvor von Serben errichtete Barrikade abzubauen.

Dies wurde umgehend von der kosovarischen Polizei dementiert. Auf ihrer Facebook-Seite teilte sie mit, keiner ihrer Mitarbeiter sei an einem etwaigen Feuergefecht beteiligt gewesen. Stattdessen befand sich kosovarischen Medien zufolge eine Patrouille der Kosovo-Friedenstruppe (KFOR) in der Schusszone befunden. Die Nato-geführte Mission hatte erst vor wenigen Tagen ihre Präsenz in der Region verstärkt. Sie gab zunächst keine Stellungnahme zu dem Vorfall ab.

Konflikt im Kosovo – Serbiens Regierungschefin warnt vor bewaffnetem Konflikt

Angesichts der wachsenden Spannungen im Norden des Kosovo hatte Serbiens Regierungschefin Ana Brnabic erst kürzlich vor einer Eskalation der Situation gewarnt. „Wir sind wirklich am Rande bewaffneter Konflikte“, sagte sie vergangene Woche in Belgrad. Für die Spannungen machte sie die Regierung in Pristina verantwortlich.

Bereits zuvor hatte Serbien ein Gesuch gestellt, eigene Truppen in das mehrheitlich von Serben bewohnte Gebiet im Norden des Kosovo zu entsenden und seine Truppenpräsenz in Grenznähe erhöht. Noch Anfang Dezember nahmen Vertreter beider Staaten gemeinsam an einem Treffen mit EU Vertretern in Tirana teil, um über schnellere Beitrittsperspektiven der Länder in die Europäische Union zu sprechen. (AFP/nki)

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