Gott* oder Gott+: Künftig Gendersternchen? „Immer mehr Gläubige von aktuellem Gottesbild befremdet“

Wird Gott bald gegendert? Die Jungen Katholiken erwägen ein Gendersternchen, da „immer mehr Gläubige“ vom aktuellen Gottesbild „befremdet“ seien.
München - Welches Geschlecht hat Gott? Im Christentum wird Gott meist als älterer Mann mit weißem Bart gezeichnet. Der italienische Maler Michelangelo etwa wählte diese Darstellungsweise in seinem berühmten Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle. Wohl die meisten Christen haben dieses Bild vor Augen, wenn sie an Gott denken.
Gott* oder Gott+: Junge Katholiken erwägen Gendersternchen
In jüngerer Vergangenheit gab es jedoch immer wieder Debatten darüber, ob Gott nicht auch eine Frau sein könnte. Ein katholischer Verband geht nun einen Schritt weiter und will Gott künftig möglicherweise mit Gendersternchen schreiben. Die Schreibweise wäre dann „Gott*“. Eine andere Option, die derzeit diskutiert wird, ist „Gott+“, also mit einem Pluszeichen, das aber auch als Kreuz gelesen werden könnte. All das solle deutlich machen, dass Gott nicht automatisch als alter weißer Mann mit Bart gedacht werden könne.
„Wir haben noch keine Beschlusslage dazu, aber wir wollen auf jeden Fall etwas ändern“, sagte Rebekka Biesenbach, die Geistliche Bundesleiterin der Katholischen jungen Gemeinde (KjG), der Deutschen Presse-Agentur. „Die Leitfrage ist: Was können wir tun, um das an vielen Stellen sehr männlich geprägte Gottesbild in die Vielfalt zurückzubringen, die es verdient?“ In gesprochener Sprache könnte man das Sternchen oder das Plus gegebenenfalls mitsprechen. „Darüber bilden wir uns derzeit noch ein Urteil.“ Entscheidungen könnten bei der nächsten Bundeskonferenz Ende März/Anfang April in Odenthal im Bergischen Land fallen.
Video: Für mehr Vielfalt: Gott soll ein Gender-Sternchen bekommen
„Immer mehr Gläubige sind von der Vorstellung eines männlich patriarchalen, weißen Gottesbildes befremdet“
Auf der Website der Katholischen Jungen Gemeinde heißt es: „Engagiert und mit Sorgfalt ist die KjG auf der Suche nach Gottesbezeichnungen, die mehr umfassen als die männlich weiße Vorstellung von Gott.“ Dass die Tatsache, wie von Gott gesprochen werde, auch das Menschenbild präge, sei nicht neu. „Neu ist aber, dass immer mehr Gläubige von der Vorstellung eines männlich patriarchalen, weißen Gottesbildes befremdet sind und das auch laut sagen.“
Die Katholische Junge Gemeinde selbst gendert. Das wird auch in dem Statement zu den Überlegungen hinsichtlich des Gottesbildes deutlich. Darin heißt es: „Die Vorstellung von Gott greift theologisch zu kurz und erschwert vielen jungen Menschen den Zugang zu Gott. Andererseits ist für viele Katholik*innen mit der Verwendung des Gottesbegriffs im tradierten Sinne religiöse Heimat verbunden.“ Beschlossen ist das Gendersternchen bei Gott nicht, es werde allerdings „innerhalb des Verbandes sensibel vorbereitet“. Ein abschließendes Urteil ist beim nächsten Herbstbundesrat des Verbandes im Jahr 2022 zu erwarten. Dann soll auch die konkrete Schreibweise eines möglicherweise gegenderte Gott beschlossen werden. (as)