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Streik bei der Deutschen Bahn: 75 Prozent der Züge im Fernverkehr fallen aus

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Von: Sandra Kathe, Daniel Dillmann

Nach der Ankündigung zum Streik legt die Deutsche Bahn einen Ersatzfahrplan vor. Wie viele Züge im Nah- und Fernverkehr betroffen sind.

+++ 14.15 Uhr: Die Deutsche Bahn hat für den Nachmittag erste Fahrplaninformationen für den Personenverkehr zwischen Montag, 23.08.2021, 2 Uhr und Mittwoch, 25.08.2021, 2 Uhr angekündigt. Das Grundangebot, das die Bahn im Fernverkehr auf die Schiene bringen wolle, decke rund 25 Prozent des regulären Fahrplans ab, für den Nah- und S-Bahnverkehr rechne man mit etwa 40 Prozent der Zugverbindungen. Dennoch ruft die Deutsche Bahn dazu auf, alle verschiebbaren Reisen auf die Zeit vor oder nach dem Streik zu verschieben.

Dazu seien alle Tickets für Zugfahrten an den beiden vom Streik im Personenverkehr betroffenen Tagen flexibel zwischen dem 20. August und dem 4. September gültig. Die Zugbindung sei auch bei allen Sparpreisangeboten aufgehoben. Wer seine Fahrt aufgrund des Streiks nicht mehr antreten möchte, habe die Möglichkeit sein Ticket kostenfrei zu stornieren.

Bahnstreik
Aufgrund von Bahnstreiks mussten bereits in der vergangenen Woche zahlreiche Verbindungen ausfallen. © Michael Gstettenbauer/Imago

Auch im Bereich des Gütertransports hat die Bahn eine Sicherung der versorgungsrelevanten Züge zugesagt. Güterzüge sind bereits ab Samstag, 21.08.2021, 17 Uhr vom Streik betroffen, zu dem die Lokführer-Gewerkschaft GdL am Freitagvormittag aufgerufen hatte. Ab dem 25. August sei vonseiten der Bahn wieder mit einer Normalisierung des Bahnbetriebs zu rechnen.

Weselsky schmettert Kritik zum Streikzeitpunkt ab und sieht keine Gefahr für die Fahrgäste

+++ 12.20 Uhr: Kritik an der Arbeitsniederlegung der GdL-Lokführer:innen in Zeiten der Coronapandemie hat Gewerkschafts-Chef Claus Weselsky bei seiner Pressekonferenz entschieden zurückgewiesen. „Es ist nicht das Ziel der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in Deutschland, den Eisenbahnverkehr lahm zu legen. Sondern es ist das Ziel, bessere Einkommen zu erreichen, die Kleinstrente zu schützen“, betonte Weselsky in seiner Stellungnahme und zitierte Einschätzungen der DB-Konzernführung, die während der Pandemie mehrfach betont hatte, dass Fahrgäste in den Zügen der Deutschen Bahn keiner erhöhten Gefahr ausgesetzt wären.

Von der SPD* fühle man sich derweil im Stich gelassen, betonte Weselsky, der dabei vor allem Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach* angriff. Dieser hatte zuvor gewarnt, dass Streiks bei der Bahn und die daraus resultierenden vollen Züge und Bahnsteige zu Corona-Infektionen führen könnten. „Der Gesundheitspapst der Sozialdemokraten, Lauterbach, schwingt sich dazu auf, die Grundrechte der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mit Füßen zu treten“, sagte Weselsky, der selbst CDU*-Mitglied ist. Er sprach von Schmutzkampagnen gegen die Gewerkschaft. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn hatte Sorge wegen möglicher Infektionsrisiken geäußert. Man müsse fragen, ob in Corona-Zeiten Streiks überhaupt sinnvoll seien, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann auf n-tv.

Deutsche Bahn reagiert auf Streikankündigung: „Völlig überflüssige Belastung unserer Reisenden“

+++ 12.00 Uhr: In einer Pressemitteilung hat die Deutsche Bahn auf die Streikankündigung der GdL reagiert und die erneuten Streiks als „völlig überflüssige Belastung unserer Reisenden und unserer Kunden im Güterverkehr“ kritisiert. „Statt den Mut zu haben, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, treibt die GDL-Führung ihren gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler.

Die Aussagen der GdL kritisierte Seiler in der Mitteilung des Unternehmens als widersprüchlich: „Einerseits klagt die GdL vor Gerichten dagegen, dass die DB das Tarifeinheits-Gesetz anwendet – und verliert. Dann wiederum verkündet die GdL, sie wolle das Gesetz anwenden – und zwar bei allen Eisenbahnverkehrsunternehmen“. Der Personalvorstand halte derweil eine Einigung im Tarifstreit weiterhin für möglich.

Die Bahn versuche nun, die Auswirkungen des erneuten GdL-Streiks zwischen dem 21. und 25. August so gering wie möglich zu halten. Dennoch sei mit Beeinträchtigungen zu rechnen. Für die Kund:innen kündigte die Bahn maximale Kulanz an und wolle schnellstmöglich nähere Informationen veröffentlichen.

Bereits vergangene Woche kam es aufgrund von Streiks zu vielen Ausfällen.
Bereits vergangene Woche kam es aufgrund von Streiks zu vielen Ausfällen. Zahlreiche Bahngäste mussten auf Alternativen ausweichen. © Frank Rumpenhorst/dpa

Erneuter Streik der Lokführer:innen - Große Wut über Führungspersonal der Deutschen Bahn

+++ 11.30 Uhr: In der Pressekonferenz von GdL-Chef Claus Weselsky betonte dieser die große Wut der GdL-Mitglieder auf die Führungsebene der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft, die derzeit 3,2 Prozent Lohnerhöhung für den öffentlichen Dienst sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr fordert, wolle 2021 keine Nullrunde akzeptieren. Darauf hatte sich zuvor die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) eingelassen. Deren Vorsitzender Klaus-Dieter Hommel hatte gegenüber dem Spiegel angekündigt, dass die EVG nachverhandeln würde, sollte die Deutsche Bahn der GdL bessere Konditionen einräumen. In seiner Stellungnahme kritisierte Weselsky diese Ankündigung.

Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich von Montag bis Mittwoch auf einen erneuten Streik einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat ihre Mitglieder zum zweiten Mal in der laufenden Tarifrunde aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. „Sie streiken für mehr Löhne, für den Schutz ihrer Rente“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Freitag in Berlin. Die GDL hatte die Verhandlungen im Juni abgebrochen. Die Mitglieder hatten daraufhin in einer Urabstimmung für Streiks gestimmt. Am Dienstag demonstrierten Mitglieder der GDL sowie des Deutschen Beamtenbunds (dbb) gemeinsam mit Weselsky vor der Konzernzentrale der Deutschen Bahn für ihre Forderungen. Bereits vergangene Woche hatten 9000 Lokführer*innen der GdL ihre Arbeit niedergelegt.

Neue Streiks bei der Deutschen Bahn: Arbeitsniederlegung zwischen Samstag und Mittwoch

+++ 11.05 Uhr: Bei einer Pressekonferenz in Berlin kündigte GdL-Chef Claus Weselsky erneute Streiks zwischen dem 21. und 25. August an. Bereits ab Samstag (21.08.2021), 17 Uhr, soll es zur Arbeitsniederlegung im Güterverkehr kommen, ab Montag (23.08.2021) 2 Uhr, kommen Streiks im Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn hinzu. Der Streik endet voraussichtlich am Mittwoch (25.08.2021) um 2 Uhr.

+++ 10.47 Uhr: In den aktuellen Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) und der Deutschen Bahn stünden nicht die Interessen des Bahn-Personals im Vordergrund, sondern die Überlebensfähigkeit der GdL. Das kritisierte Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, im Gespräch mit dem Spiegel. Hoffmann betonte, dass Lösungen am Verhandlungstisch erstritten würden und forderte GdL-Chef Weselsky auf, die Verhandlungen am Montag auch direkt wieder aufzunehmen. Der DGB-Chef erklärte seine Einschätzung mit den Mitgliederstatistiken der Bahn-Gewerkschaften: So hätte die GdL im Vergleich zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in den meisten Bahnbereichen kaum oder keine Mitglieder und damit „kein Mandat und damit keine Legitimation“.

Bereits in der vergangenen Woche hatten Streiks von Bahn-Beschäftigten zwischen Dienstagabend (10.08.2021) und der Nacht zu Freitag (13.08.2021) zu Beeinträchigungen im Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn geführt und auch den Güterverkehr zeitweise eingeschränkt. Das Ziel der der GdL ist eine frühestmögliche Lohnerhöhung von 3,2 Prozent - die bisher von der Deutschen Bahn vorgeschlagenen Kompromisse, aufgrund hoher Verluste während der Coronakrise, sind ins Leere gelaufen.

Streit zwischen GdL und Deutsche Bahn: EVG-Vertreter kündigt mögliche Nachverhandlungen an

Update vom 20.08.2021, 09.55 Uhr: Im Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft der Deutschen Lokführer (GdL) und der Deutschen Bahn kündigen sich mit der Bekanntgabe einer Pressekonferenz von GdL-Chef Claus Weselsky für Freitag (20.08.2021) um 11 Uhr weitere Streiks des Bahnpersonals an. Ob diese bereits am Wochenende beginnen, ist aufgrund früherer Aussagen Weselskys fraglich. Dieser hatte nach den Ausständen in der vergangenen Woche angekündigt, in Zukunft frühzeitiger über einen möglichen Streikbeginn zu informieren. Bei den Streiks am 11. und 12. August hatte die Deutsche Bahn nur wenige Stunden Zeit, Ersatzfahrpläne zu erarbeiten.

Schlechte Nachrichten für die Deutsche Bahn gibt es gleichzeitig jedoch auch seitens der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die ebenfalls Interessen des Personals der Deutschen Bahn gegenüber dem Arbeitgeber vertritt. Diese befürchtet, dass die Deutsche Bahn und ihre Tochterunternehmen, aufgrund des steigenden Drucks durch Streiks, der GdL bessere Konditionen einräumen könnte, als den Beschäftigten, die von der EVG vertreten werden. Im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur betonte EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel: „Wir haben dem Arbeitgeber deutlich gemacht, dass wir eine Revisionsklausel haben, und die werden wir nutzen. Wann dieser Tarifkonflikt vorbei ist, das bestimmen wir.“

Für Freitagvormittag 11 Uhr hat GdL-Chef eine Pressekonferenz angekündigt.
Für Freitagvormittag 11 Uhr hat GdL-Chef eine Pressekonferenz angekündigt. Es werden neue Streiks bei der Deutschen Bahn erwartet. © Annette Riedl/dpa

Chance neuer Streiks bei der Deutschen Bahn: GdL-Chef Weselsky informiert über aktuelle Lage

Erstmeldung vom 20.08.2021, 7.49 Uhr: Berlin - Ein neuer Streik ist längst nicht vom Tisch. Am heutigen Freitag wird Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft der Deutschen Lokführer (GDL), auf einer Pressekonferenz Stellung beziehen, ob die Arbeitnehmer im Streit mit der Deutschen Bahn AG erneut auf das Mittel des Streiks im Arbeitskampf zurückgreifen wollen. „Ihr wisst, dass wir dieses letzte Mittel wieder zum Einsatz bringen müssen, wenn das Management, unterstützt von Eigentümer, sich weiter so verhält“, so Weselsky vor GDL-Mitgliedern vergangene Woche.

Da sich seitdem kaum etwas getan hat in der Auseinandersetzung zwischen Deutscher Bahn und Gewerkschaft, ist die Gefahr eines erneuten Streiks der Lokführer kaum geringer geworden. Ob es aber wirklich zur erneuten Arbeitsniederlegung kommt, steht genauso wenig fest wie ein konkreter Termin dafür. „Bisher liegt kein verhandelbares Angebot vor, eine gütliche Lösung scheint nicht in Sicht“, sagte Weselsky laut dem Magazin Zeit zur vertrackten Lage der Verhandlungen. Auch die viel größere Bahn-Gewerkschaft EVG (Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft) hatte Streiks als Mittelf im Arbeitskampf zuletzt nicht mehr ausgeschlossen.

Claus Weselsky von der GdL schließt erneute Streiks bei der Deutschen Bahn nicht aus.
Claus Weselsky von der GdL schließt erneute Streiks bei der Deutschen Bahn nicht aus. © Wolfgang Kumm

Kommt es erneut zum Streik bei der Deutschen Bahn? Weselsky äußert sich

Die Verantwortlichen der Deutschen Bahn kritisierten die Gewerkschaft und nannten neuerliche Streiks unnötig und überflüssig. „Wir brauchen einen Verhandlungspartner, dem es nicht nur um Streiks geht, sondern dem es auch um Lösungen am Tisch geht“, ließ der Konzern in einer Mitteilung verlautbaren.

Der Streik vergangene Woche* hatte den Konzern genauso wie die Fahrgäste kalt erwischt. Mit einer Vorlaufzeit von lediglich 15 Stunden waren die Lokführerinnen und Lokführer in den Arbeitsausstand getreten. GdL-Vorsitzender Weselsky hatte im Nachgang angekündigt, man werde bei einem erneuten Streik die Bahnreisenden früher informieren, so dass diese sich besser auf Zugausfälle vorbereiten könnten. Gleichzeitig deutete Weselsky aber an, dass ein erneuter Streikt wohl länger als nur einen Tag umfassen könnte.

Streit bei der Deutschen Bahn: Weselsky lehnt Scheuer als Vermittler ab

Vermittlungsversuche von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU*) lehnt Weselsky weiterhin ab. „Darüber kann ich nur lachen“, sagte der GdL-Chef auf Nachfrage zu den Annäherungsversuchen Scheuers.

Die GdL fordert für ihre Mitglieder eine Lohnerhöhung bereits in diesem Jahr von rund 3,2 Prozent. Außerdem soll die Deutsche Bahn ihren Angestellten eine Corona-Prämie in Höhe von 600 Euro zahlen. Beide lehnt der Konzern bisher ab. (Daniel Dillmann/Sandra Kathe/dpa) *fr.de ist ein Angebot in IPPEN-MEDIA

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