USA: Schütze tötet zehn Menschen im Supermarkt – Biden reist nach Buffalo
Ein Schütze eröffnet in einem Supermarkt in den USA das Feuer – zehn Menschen kommen ums Leben. Die Polizei geht von einer rassistischen Motivation des Täters aus.
Update vom Montag, 16. Mai, 11.30 Uhr: Angesichts des Entsetzens in den USA über den rassistisch motivierten Schusswaffenangriff mit zehn Toten im Bundesstaat New York reist Präsident Joe Biden an den Ort der Gewalttat. Der Präsident und seine Frau würden am Dienstag (17. Mai) die Stadt Buffalo besuchen, „um mit der Gemeinde zu trauern, die zehn Leben durch diesen sinnlosen und entsetzlichen“ Angriff verloren habe, teilte das Weiße Haus am Sonntag mit. Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die „abscheuliche Tat eines rassistischen Gewaltextremismus“.
Die Ermittelnden gehen inzwischen eindeutig von einer rassistischen Motivation des 18-jährigen weißen Angreifers aus. „Die bisher gefundenen Beweise zeigen ohne Zweifel, dass dies ein absolut rassistisches Hassverbrechen ist“, sagte Joseph Gramaglia von der Polizei in Buffalo am Sonntag. Bei der Gewalttat waren zehn Menschen erschossen und drei verletzt worden, fast alle Opfer waren Afroamerikaner. Der Angreifer, der seine Tat anfangs live im Internet übertrug, hatte vor und in einem Tops-Supermarkt das Feuer eröffnet.
Schüsse in Buffalo: Polizei geht von rassistischer Motivation aus
Der Täter hatte die überwiegend von Schwarzen bewohnte Gegend zuvor ausgekundschaftet, wie Gramaglia weiter sagte. Er fuhr demnach über 320 Kilometer von seinem Wohnort bis nach Buffalo, um dort seinen Anschlag zu verüben. Dabei trug er eine kugelsichere Weste, einen Helm und feuerte mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15. Der Mann wurde festgenommen und wegen Mordes angeklagt. Laut Gramaglia war er wegen „allgemeiner Drohungen“ gegen seine Schule früher schon einmal kurzzeitig zu einer psychiatrischen Untersuchung beordert worden. Für neues Entsetzen sorgte am Sonntag (15. Mai) ein weiterer Schusswaffenangriff in einer Kirche in Kalifornien.

USA: Schütze tötet zehn Menschen im Supermarkt – mögliches rassistisches Motiv
Update vom Montag, 16. Mai, 09:30 Uhr: Abby Phillip, populäre US-Moderatorin der CNN-Sendung „Inside Politics Sunday“, beschuldigt Tucker Carlson und Fox News nach der Massenschießerei in Buffalo einer Mitschuld. Tucker würde bei Fox News die Verschwörungstheorie des „White Replacement“ propagieren, die der mutmaßliche Schütze Payton Gendron in einem Manifest erwähnte.
Gendron berief sich in einem Manifest, das er vor dem Anschlag veröffentlichte, stark auf die „White-Replacement“-Theorie, zitierte aber nicht Carlson oder Fox News, sondern zahlreiche Internet-Seiten als seine Quellen. In einer antisemitischen Passage des Manifests zielte der 18-jährige Gendron allerdings speziell auf Fox News und die „jüdischen Korrespondenten und Führungskräfte“ des Senders ab.

Erstmeldung vom Sonntag, 15. Mai: New York – Ein Verbrechen mit mutmaßlich rassistischem Hintergrund erschüttert die USA: Ein 18-jähriger Weißer hat in der Stadt Buffalo das Feuer in einem vor allem von Schwarzen besuchten Supermarkt eröffnet und zehn Menschen getötet.
„Wir untersuchen diesen Vorfall sowohl als Hassverbrechen als auch als Fall von rassistisch motiviertem, gewaltbereitem Extremismus“, sagte ein Ermittler der US-Bundespolizei FBI. Die Gouverneurin des Bundesstaates New York, Kathy Hochul, bezeichnete die tödlichen Schüsse als Terrorismus. Drei weitere Menschen wurden durch die Schüsse verletzt. Nach Polizeiangaben war die Mehrzahl der Opfer, 11 von 13, schwarz.
Schüsse in Buffalo: Schütze in Gewahrsam
Der Schütze sei direkt nach der Tat in Gewahrsam genommen worden, sagte Bürgermeister Byron Brown. Ermittler untersuchten ein im Internet aufgetauchtes ideologisches Manifest des mutmaßlichen Täters, in dem dieser rassistisches Gedankengut äußert, das ihm zu seiner Tat motiviert haben könnte. Das FBI definiert Hassverbrechen vor allem als solche, bei denen die Täterin oder der Täter Opfer auf Grundlage von Hautfarbe, Herkunft oder Religion angreift. Hochul, die nach der Tat nach Buffalo geflogen war, sagte, der Täter sei ein Rechtsextremist, der einen „terroristischen Akt“ begangen habe.
Die Tat ereignete sich ab 14:30 Uhr Ortszeit, nachdem der schwer bewaffnete Täter mehrere Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Buffalo aus seinem Auto gestiegen war. Auf dem Parkplatz des Supermarktes eröffnete er das Feuer auf mehrere Menschen und betrat dann den Laden, in dem er sich der Polizei schließlich ergab.
Nach Angaben von Polizeichef Joseph Gramaglia hatte er eine Kamera dabei und trug einen Helm - und streamte die Tat live in einem sozialen Netzwerk. Es gebe „bestimmte Beweise“, die auf eine rassistische Tat hindeuteten, hieß es zum Ermittlungsstand weiter. Nach ersten Erkenntnissen handelte der Schütze allein. Der Supermarkt befindet sich in einer Gegend, die vor allem von Schwarzen bewohnt wird. „Warum kommt ein Weißer hierher und schießt in einem schwarzen Supermarkt“, sagte eine Anwohnerin im örtlichen Fernsehen.

Schüsse in Buffalo: Tatort wie im „Horrorfilm“
Ein Polizist beschrieb den Tatort in der Zeitung The Buffalo News: „Es ist, als würde man in einen Horrorfilm hineinlaufen, aber alles ist real“. Die Zeitung zitierte auch einen Mitarbeiter des Supermarkts, der eigenen Angaben nach kurz vor dem Vorfall in den Kühlraum gegangen war. „Ich versteckte mich. Ich habe mich einfach versteckt. Ich wollte den Raum nicht verlassen“, sagte er.
Rassismus von Rechtsradikalen wird in den USA von vielen Menschen nicht erst seit der Bewegung Black Lives Matter als wachsendes und gefährliches Problem wahrgenommen. Die Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League (ADL) sieht den Rechtsextremismus in den USA im Aufwind. Die ADL schreibt, „White Supremacists“ gingen davon aus, dass die Weißen Gefahr liefen, auszusterben. Sie glaubten, dass fast alle Taten gerechtfertigt seien, die dazu beitrügen, Weiße zu „retten“.
Tödliche Schusswaffen in den USA
Immer wieder kommt es in den USA zu tödlichen Vorfällen mit Schusswaffen, zu Schießereien oder zu Taten, in denen eine Person in Schulen, Supermärkten oder anderen öffentlichen Einrichtungen das Feuer eröffnet. Mehr als 40.000 Menschen sterben in den Vereinigten Staaten jährlich durch Schusswaffen. Bei der Tat von Buffalo handelt es sich um das schwerste Verbrechen eines Schützen in den USA seit über einem Jahr. Im Sommer 2019 hatte ein rassistisch motivierter Täter in einem Supermarkt in El Paso (Texas) mehr als 20 Menschen getötet. (dpa/AFP)