Update vom 10. August, 11.30 Uhr: Nach der Explosionskatastrophe in Beirut will Außenminister Heiko Maas am Mittwoch zu Gesprächen in den Libanon reisen. Dabei wolle er sich auch für Reformen einsetzen, sagte der SPD-Politiker dem Deutschlandfunk am Montag. „Eines muss klar sein - allen im Libanon - es kann nicht so weitergehen wie bisher.“ Neuwahlen seien „das Mindeste, was die Bevölkerung erwartet“. Danach werde sich zeigen, ob die Veränderungen ausreichend seien.
Notwendig seien grundlegende Reformen der Regierungsführung. Korruption und Misswirtschaft müssten bekämpft werden, forderte Maas. Aber auch wirtschaftliche Reformen müssten umgesetzt werden, damit „der Libanon auch wieder interessant wird für ausländische Unternehmen, die Geld investieren in dieses Land“.
Update vom 10. August, 9.45 Uhr: Die Regierung im Libanon wankt offenbar: Zwei Minister legten am Sonntag ihre Ämter nieder - Ministerpräsident Hassan Diab war bemüht, weitere Kabinettsmitglieder vom Rücktritt vor einer für Montag geplanten Sitzung abzuhalten, wie die dpa unter Berufung auf Regierungskreise berichtet. Hunderte protestierten am zweiten Tag in Folge aus Wut über die gewaltige Explosion vor knapp einer Woche.
Die Regierung des Libanon ist aufgelöst, wenn mehr als ein Drittel der 30 Kabinettsmitglieder ihr Amt niederlegen. Das wäre der Fall bei einem Rücktritt von fünf weiteren Ministern. Diab wollte dem Kabinett in einer Sitzung am Montag vorschlagen,
Neuwahlen abzuhalten. Die nächste Wahl stünde in dem Mittelmeerland eigentlich erst im Jahr 2022 an.
Viele Libanesen haben das Vertrauen in die politische Elite nach der Explosion mit mehr als 150 Toten und über 6000 Verletzten endgültig verloren. Sie vermuten, dass die Detonation, bei der möglicherweise große Mengen unsicher gelagerten Ammoniumnitrats explodierten, durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurde. Sie klagen auch, dass Wahlen an den realen Machtverhältnissen in dem konfessionell stark gespaltenen Land bisher wenig veränderten. Am Sonntag demonstrierten laut Augenzeugen Hunderte. Einige warfen am Parlamentsgebäude mit Steinen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.
Update vom 9. August, 21.28 Uhr: Beirut, die Hauptstadt des Libanon, ist nach der verheerenden Explosion in der vergangenen Woche in weiten Teilen regelrecht zerstört. Nach massiven Protesten in der Bevölkerung und den Diskussionen über eine mögliche Neuwahl im Libanon hat jetzt ein zweiter Minister seinen Rücktritt eingereicht. Nach Informationsministerin Manal Abdel Samad legte am Sonntag auch Umweltminister Damianos Kattar sein Amt nieder, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr. Es war am Abend unklar, ob Rücktritte weiterer Kabinettsmitglieder folgen würden.
Die Regierung des Libanon ist aufgelöst, wenn mehr als ein Drittel der 30 Kabinettsmitglieder ihr Amt niederlegen. Das wäre der Fall bei einem Rücktritt von fünf weiteren Ministern. Regierungskreisen zufolge versuchte Ministerpräsident Hassan Diab am Sonntag, die Minister vor einer für Montag geplanten Kabinettssitzung vom Rücktritt abzuhalten. Bei der Sitzung wollte er dem Kabinett eine Neuwahl vorschlagen. Die nächste Parlamentswahl stünde eigentlich erst 2022 an.
Bei der schweren Explosion waren am Dienstag mehr als 150 Menschen getötet und 6000 weitere verletzt worden. Am Vortag - am Montag - hatte Außenminister Nassif Hitti seinen Rücktritt eingereicht. Zum Nachfolger wurde Scharbil Wihbi bestimmt, der bisherige diplomatische Berater von Präsident Michel Aoun. Viele Libanesen haben das Vertrauen in die Regierung nach der Explosion, die möglicherweise durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurde, endgültig verloren.
Update vom 9. August, 19.09 Uhr: Proteste und Demonstrationen sind im Libanon auf die verheerende Explosion in Beirut in der vergangenen Woche gefolgt. In den Straßen riefen wütende Bürger nach einer Revolution. Die Regierung hat bereits angekündigt über vorgezogene Neuwahlen abzustimmen. Das krisengeschüttelte Land erhält nun internationale Unterstützung. Bei der internationalen Geberkonferenz für den Libanon sind nach den Worten von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) über 200 Millionen Euro Soforthilfe zusammengekommen. Deutschland beteilige sich mit 20 Millionen Euro zusätzlich, sagte Maas am Sonntag dem ZDF. Das französische Präsidialamt nannte als Mitveranstalter der Konferenz zunächst keine Zahl für die Zusagen.
Update vom 9. August, 11.28 Uhr: Nach der verheerenden Explosion vergangene Woche in Beirut, wird der Libanon jetzt von Protesten und Unruhen gebeutelt. Die Einwohner des Landes fordern eine politische Richtungsänderung. Aufgrund des Drucks hatte der Regierungschef Hassan Diab bereits gestern angekündigt, dass er vorgezogene Neuwahlen vorschlagen will. Einen entsprechenden Gesetzentwurf möchte er am Montag seinem Kabinett vorlegen.
Doch noch bevor es zu einer Abstimmung über Neuwahlen kommt, trat jetzt die libanesische Informationsministerin Manal Abdel Samad zurück. „Ich entschuldige mich bei allen Libanesen, die ihre Ziele nicht erreichen konnten“, sagte Samad am Sonntag im libanesischen Fernsehen. Die Ministerin erklärte weiter, ein möglicher Wandel für den Libanon sei jetzt außer Reichweite.
Sie ist damit das erste Kabinettsmitglied, das seit der Explosion seinen Rücktritt erklärt hat. Bereits einen Tag vor der Katastrophe hatte der Außenminister Nassif Hitti sein Amt niedergelegt. Als Begründung nannte er dabei die seiner Meinung nach schwache Leistung der Regierung bei dem Versuch, das Land aus seiner schweren wirtschaftlichen und politischen Krise zu führen.
Update vom 8. August, 21.52 Uhr: Außenminister Heiko Maas (SPD) hat ein 10 Millionen Euro schweres Soforthilfepaket für den Libanon angekündigt. „Die Menschen in Beirut brauchen unsere Hilfe, und sie brauchen Anlass zur Hoffnung“, sagte Maas.
Die Zahl der Todesopfer nach der schweren Explosion stieg inzwischen auf 158, mehr als 6000 Menschen sind verletzt. Nach Informationen von Maas haben zudem etwa 300.000 Menschen ihre Wohnung verloren. „Zahlen wie diese machen fassungslos“, sagte er weiter.
Update vom 8. August, 21.17 Uhr: Nach drei Stunden hat die libanesische Armee die Besetzung des Außenministeriums beendet Nach Angaben der Polizei kam am Rande der Demonstrationen ein Polizist ums Leben. Er sei tödlich gestürzt, als er Menschen helfen wollte, die in einem Hotel festsaßen und dabei von Demonstranten angegriffen wurde..
Update vom 8. August, 20.42 Uhr: Mehr als 200 Menschen wurden nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes im Laufe der Demonstrationen des Samstags verletzt. Die Demonstranten erstürmten nicht nur das Außenministerium, sondern nach Berichten von lokalen Medien auch das Ministerium für Energie und das Wirtschaftsministerium sowie das Gebäude der Bankenvereinigung.
Auf Videoaufnahmen aus der Stadt sind immer wieder Feuer zu sehen - Augenzeugen berichten von chaotischen Szenen in der so schwer zerstörten Stadt. Timour Azhari, Korrespondent von Al-Jazeera zeigt in Live-Videos, wie er beim Versuch, Schläge gegen Demonstranten zu filmen, von Soldaten auf den Kopf geschlagen wird.
Er prophezeit eine „harte Nacht“, in der Sicherheitskräfte schon jetzt durch die Straßen patrouillieren würden „ermächtigt durch den Notstand, als wären sie die Herren über die Stadt.
In einem Twitter-Live-Video zeigt er Aufnahmen aus dem besetzten Außenministerium, in das immer mehr Menschen strömen. „Beirut ist eine Stadt ohne Waffen“ und „Beirut ist die Hauptstadt der Revolution“ ist auf Bannern zu lesen.
Update vom 8. August, 19.22 Uhr: In Reaktion auf die Demonstrationen in Beirut hat der libanesische Regierungschef Hassan Diab vorgezogene Neuwahlen angekündigt. Im libanesischen Fernsehen kündigte er an, mit seinem Kabinett am Montag über Neuwahlen sprechen zu wollen.
Update vom 8. August, 18.29 Uhr: Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Beirut sind am Samstagnachmittag mindestens 130 Personen verletzt worden, 28 von ihnen mussten in Krankenhäusern behandelt werden. „Beirut ist die Hauptstadt der Revolution“ sagt ein Transparent, das von den Demonstranten im Außenministerium aufgehängt wurde, wie der libanesische TV-Sender MTV zeigt. Tränengas war auch eingesetzt worden, als Demonstranten versucht hatten, eine Absperrung zum Parlament zu durchbrechen.
Am Sonntag um 14 Uhr soll eine internationale Geberkonferenz für den Libanon stattfinden. An der Videokonferenz werden neben US-Präsident Donald Trump auch EU-Ratspräsident Charles Michel und der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, teilnehmen. Ziel ist es, Spenden für humanitäre Nothilfe zu sammeln.
Update vom 8. August, 18.13 Uhr: Wie viel Wut sich auf die libanesische Regierung angestaut hat, zeigt sich nicht nur in der Erstürmung des Außenministeriums. Bereits am Samstagnachmittag hatten Demonstranten auf dem Platz der Märtyrer Guillotinen errichtet, in den sozialen Netzwerken war der Hashtag #hangthem verwendet worden. Die Protestierenden hielten Bilder von Verstorbenen hoch und skandierten „Rache, Rache bis zum Sturz des Regimes“. Von Seiten der Polizei war Tränengas gegen Steinewerfer eingesetzt worden.
Update vom 8. August, 17.55 Uhr: Bei den Demonstrationen gegen die libanesische Regierung haben Demonstranten das Außenministerium in Beirut gestürmt. Die Demonstranten werfen der Regierung Korruption und Unfähigkeit vor. Sie erklärten das Gebäude des Außenministeriums zum „Hauptquartier der Revolution“. Schon am Nachmittag waren Tausende durch die Straßen der Stadt gezogen. Die Protestierenden, die das Außenministerium stürmten, werden von ehemaligen Armeeoffizieren angeführt.
Update vom 8. August, 12.56 Uhr: Vier Tage nach den verheerenden Explosionen in Beirut werden in der libanesischen Hauptstadt immer noch mehr als 60 Menschen vermisst. Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums sprach am Samstag von 154 Toten und mehr als 60 Vermissten. Rettungskräfte aus dem Libanon, Deutschland, Frankreich, Russland und vielen anderen Ländern suchten in den Trümmern weiter nach Überlebenden.
Update vom 8. August. 8.38 Uhr: An diesem Samstag sollen viele Opfer der Katastrophe in Beirut beerdigt werden. Aktivsten haben für den Nachmittag überdies zu Demonstrationen gegen die Regierung aufgerufen, die sie für die verheerende Detonation verantwortlich machen, die mehr als 150 Tote forderte. Rettungshelfer suchen in den Trümmern weiter nach Opfern.
Die deutschen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) vor Ort zeigten sich schockiert vom Ausmaß der Zerstörung. „Was hier an Gebäuden stand, das waren ja richtige Hochregallager und Großgebäude, die liegen alle in Trümmern. Das ist wirklich eine Dimension, die ist echt atemberaubend“, sagte die THW-Sprecherin Georgia Pfleiderer aus dem Einsatzgebiet der dpa am Telefon. Ihr bisher fünfter THW-Einsatz im Ausland sei „vom Ausmaß des Schadens das Größte, was ich bisher gesehen habe“.
Bis zu 250.000 Menschen in Beirut sind obdachlos. Die Explosion soll durch eine große Menge der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sei, die nach Regierungsangaben über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen gelagert worden war. Präsident Michel Aoun erklärte am Freitag vor Journalisten, bei den Ermittlungen solle untersucht werden, ob die Explosion durch Fahrlässigkeit verursacht worden sei. Es solle aber auch geprüft werden, ob es möglicherweise eine „ausländische Einmischung“ durch eine Rakete oder Bombe gegeben habe. Dafür gibt es allerdings bislang keinerlei Anzeichen.
Die internationale Polizeiorganisation Interpol unterstützt die örtlichen Behörden mit Experten. Dabei gehe es unter anderem um die Identifizierung von Opfern, teilte Interpol am Freitagabend in Lyon mit. In Beirut wird am Samstag auch EU-Ratspräsident Charles Michel erwartet. Dort will er mit Aoun, Regierungschef Hassan Diab und Parlamentspräsident Nabih Berri zusammentreffen.
Update vom 7. August 2020, 17.04 Uhr: Drei Tage nach der verheerenden Explosion in Beirut hat sich nun der libanesische Präsident Michel Aoun zu Wort gemeldet. Die genauen Gründe für das Unglück seien weiter unklar. Er spricht von „Nachlässigkeiten oder einem Eingreifen von außen“ als Ursache, wie die dpa berichtet. So soll es durchaus möglich sein, dass die Explosionen "durch äußere Einwirkung, mit einer Rakete oder eine Bombe" ausgelöst wurden, erzählte der Machthaber in einem TV-Interview am Freitag. Gleichzeitig wird aber weiter ermittelt, ob ein fahrlässiges Verhalten bei der Lagerung hochexplosiven Materials vorgelegen haben könnte.
Angesprochen wurde Aoun auch auf die Möglichkeit, internationale Ermittler ins Land zu lassen. Auf die Frage, ob er gegen internationale Untersuchungen sei, antwortet der libanesische Präsident mit „natürlich“. Diese würden seiner Meinung nach „die Wahrheit verwässern.“
Kurz nach dem Unglück in der libanesischen Hauptstadt hatte US-Präsident über einen Bombenangriff spekuliert. Am Mittwoch folgte dann jedoch der Rückzieher. Mittlerweile haben die Vereinigten Staaten Hilfsgüter im Wert von 15 Millionen Dollar (umgerechnet circa 12,8 Millionen Euro) nach Beirut geschickt. Die staatliche Hilfsorganisation US-Aid erklärte, dass Lebensmittel und Medikamente von der US-Armee in den Mittelmeer-Staat gebracht werden.
Update vom 7. August 2020, 14.43 Uhr: Sprengstoffexperte Wolfgang Spyra von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus lässt aufhorchen. Die Lagerhalle sei mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur durch Ammoniumnitrat explodiert. Denn auf den Aufnahmen sei eine schwarze Wolke zu sehen. „Die würde sich nicht alleine erklären lassen durch Ammoniumnitrat“, sagte Spyra der Deutschen Presse-Agentur. „Vielleicht waren es pyrotechnische Artikel, die dort gelagert sind.“ Beide Materialien hätten etwa bei Schweißarbeiten entzündet werden können.
Die dadurch ausgelöste Explosion sei vergleichbar mit einem Erdbeben der Stärke 3,5, wie das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam erklärte. Im Gegensatz zu einem Erdbeben, das eher in der Tiefe stattfinde, wurde in Beirut jedoch ein großer Teil der Energie in die Atmosphäre freigesetzt. „Es ist die Druckwelle, die die Schäden verursacht hat - nicht die Erschütterung“, erklärte Frederik Tilmann, Leiter der Sektion Seismologie am GFZ.
Update vom 7. August 2020, 13.55 Uhr: Nach eigenen Angaben hat die israelische Armee in der Nacht zum Freitag im Norden des Landes eine Drohne abgeschossen. Sie sei an der sogenannten Blauen Linie zwischen Israel und dem Libanon im Gebiet des Berges Hermon in den israelischen Luftraum eingedrungen, teilte das Militär mit. Soldaten suchen demnach aktuell nach der Drohne.
Die Nachbarländer befinden sich offiziell noch im Krieg. An der Grenze kommt es immer wieder, zuletzt verstärkt, zu Spannungen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah. Nach der Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut und einer Lagebewertung hatte der Generalstab der israelischen Armee am Donnerstag entschieden, die Truppenstärke im Norden beizubehalten.
Israelische Krankenhäuser hatten dem Libanon nach der Explosion angeboten, Verletzte zu behandeln. Jedoch lehnten libanesische Regierungsvertreter dies ab. Libanesen sind jegliche Kontakte mit Israelis verboten.
Update vom 7. August 2020, 12.50 Uhr: Ammoniumnitrat-Lager der Hisbollah auch in Deutschland: Offenbar gab es auch in Deutschland ein Lager mit Sprengstoff wie jenes, das nun in Beirut explodiert ist. Das hat das Bundesamt für Verfassungsschutz bestätigt. Es soll sich demnach in Süddeutschland befunden haben, jedoch bereits 2016 von den Sicherheitsbehörden aufgelöst worden sein.
Über den genauen Ort schweigt der Verfassungsschutz - ebenso über mögliche weitere Funde. „Dazu können aus Gründen des Schutzes operativer Belange der deutschen Sicherheitsbehörden keine Angaben gemacht werden“, zitiert zeit.de entsprechende Quellen.
Update vom 7. August 2020, 12.35 Uhr: Wie das Hilfswerk Unicef der Vereinten Nationen bekannt gab, sind durch die schwere Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut 80.000 Kinder obdachlos. geworden. Nach UN-Schätzung sind insgesamt 300.000 Menschen betroffen.
„Kinder, die die Explosion miterlebt haben, sind traumatisiert und stehen unter Schock“, sagte Yukie Mokuo, Landeskoordinatorin für Unicef im Libanon. Noch immer seien einige Mädchen und Jungen vermisst, wie Unicef betonte.
Zwölf Gesundheitseinrichtungen für Kinderimpfungen sowie die Versorgung schwangerer Frauen seien beschädigt. Ein Krankenhaus mit einer Intensivstation für Neugeborene sei zerstört worden. Die übrigen Krankenhäuser seien völlig überlastet und hätten nicht genügend Medikamente und Hilfsgüter.
Update vom 7. August 2020, 11.00 Uhr: Wie Bild berichtet, kam bei der Explosion im Hafen von Beirut auch eine Gruppe von elf Feuerwehrmännern um. Eigentlich waren sie nur angerückt, um einen Brand in einer Lagerhalle zu löschen. Ein Handyvideo zeige die letzen Momente vor der Explosion. Darauf zu sehen: die Feuerwehrmänner, die versuchen, ein Tor aufzubrechen, dunkler, dichter Rauch, zu hören seien heulende Sirenen und mehrere kleine Explosionen.
Erstmeldung vom 7. August 2020: Nach dem verheerenden Unglück in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es Donnerstagnacht zu Zusammenstößen zwischen aufgebrachten Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete. Die Demonstranten versuchten, durch Absperrungen zum Parlament zu gelangen. Auch zu Vandalismus an Geschäften und Straßenblockaden soll es gekommen sein. Einige Demonstranten setzten Werbetafeln, Bretter und Müllhaufen in Brand.
Zudem bewarfen sie Sicherheitskräfte mit Steinen und Gegenständen. Die Bereitschaftspolizei setzte Tränengas ein, um die Demonstranten zum Märtyrerplatz zu drängen. Mehrere Protestler wurden dabei verletzt.
Nun werden Befürchtungen laut, dass sich die internen Probleme nach der Explosion im Hafen von Beirut* noch verschlimmern. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warnte vor einer weiteren Destabilisierung des Libanon und warb für eine zeitnahe internationale Geberkonferenz.
Laut offizieller libanesischer Angaben explodierten bei einem Feuer im Hafen 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat*, die ungesichert in einer Halle gelagert wurden. Mindestens 145 Menschen starben, mehr als 5.000 wurden verletzt. Für Beirut wurde ein zweiwöchiger Ausnahmezustand verhängt. Das Unglück* geschah inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Bürgerkrieg. Schon seit Oktober 2019 war es zu Protesten gegen Misstände und Korruption gekommen.
Die UNO und andere internationale Akteure warnen nun vor Nahrungsmittelknappheit. Es bestehe die Gefahr, dass es "kurzfristig zu Problemen bei der Verfügbarkeit von Mehl" im Libanon komme, sagte ein Sprecher der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) der Nachrichtenagentur AFP.
Der Grund für die Befürchtungen: Bei der enormen Explosion wurde ein großer Teil der im Hafen von Beirut aufbewahrten Weizenreserven zerstört, wie Sprecher Dominique Burgeon erklärte. "Die Vorräte sind schwer beschädigt." Engpässe befürchtet auch die Gründerin der libanesischen Nichtregierungsorganisation Food Blessed, Maya Terro. Der Hafen von Beirut sei der wichtigste Umschlagpunkt für Importe gewesen, sagte sie der AFP. „Der Libanon importiert 80 Prozent seiner Lebensmittel.“ Nach den Explosionen sei ihr sofort der Gedanke an „leere Supermarktregale und erhöhte Preise aufgrund von Engpässen“ gekommen. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.