Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan versuchen täglich zahlreiche Afghanen und ausländische Staatsbürger*, sich Zutritt zum Flughafen der Hauptstadt zu verschaffen, um mit einem der Evakuierungsflüge dem Land zu entkommen. Die deutsche und die amerikanische Botschaft in Kabul rieten ihren Staatsbürgern am Samstag von Versuchen ab, den Flughafen zu erreichen.
Die Bundeswehr teilte am späten Samstagabend mit, sie habe inzwischen mehr als 2130 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Die US Streitkräfte brachten nach Angaben des Pentagons seit Beginn ihrer Mission am Samstag vergangener Woche 17.000 Menschen über die Luftbrücke in Sicherheit.
Verteidigungsministerin* Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU*) sicherte zu, dass die Bundeswehr die Evakuierung unter Hochdruck fortsetzen werde. „Die Situation ist schwierig, aber wir werden mit den Möglichkeiten und allem, was sich vor Ort ergibt, weiter dranbleiben, so viele wie möglich herauszuholen“, sagte sie am Samstag in Berlin. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte in Washington: „Wir wissen, dass wir sowohl gegen die Zeit als auch gegen den Raum kämpfen. Das ist das Rennen, in dem wir uns gerade befinden.“
Das Zeitfenster für weitere Evakuierungen aus Kabul wird immer kleiner. Die USA wollen eigentlich zum 31. August den Abzug ihrer Truppen abschließen. Eine Fortführung des Evakuierungseinsatzes ohne die USA gilt als ausgeschlossen. Die Bundeswehr verlegte zwei Hubschrauber nach Kabul, um mehr Möglichkeiten bei den Evakuierungen zu haben. Die wendigen Helikopter kamen am Samstag in Kabul an und sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums einsatzbereit.
Mit einer Demonstration im Berliner Regierungsviertel wollen Aktivisten an diesem Sonntag ihrer Forderung nach einer schnellen und unbürokratischen Evakuierung bedrohter Menschen aus Afghanistan Nachdruck verleihen. Nach Angaben der Polizei wurden 1000 Teilnehmer zu einer Kundgebung um 13 Uhr am Kanzleramt angemeldet. Die Organisatoren rechnen mit mehreren Tausend Menschen, sagte ein Sprecher der Initiative „Seebrücke“. In mehreren deutschen Städten demonstrierten bereits am Samstag Menschen für sichere Fluchtwege aus Afghanistan - so gingen in Hannover, Göttingen und Frankfurt am Main laut Polizei jeweils mehrere Hundert Menschen auf die Straße. (dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.