Chaos bis in den Winter? Lufthansa-Chef zeichnet düstere Prognose
Lufthansa-Chef Carsten Spohr bittet für das Chaos am Flughafen Frankfurt bei Passagieren und Mitarbeitern um Entschuldigung – sieht aber auch keine schnelle Besserung der Lage.
Frankfurt – Lange Schlangen an der Abfertigung, in den Gepäckhallen stapeln sich die Koffer, Airlines wie die Lufthansa müssen tausende Flüge streichen – der Personalmangel ist schlicht zu drastisch, um dem Aufkommen zum Beginn der Ferienzeit im Sommer 2022 nachzukommen. So auch am Flughafen Frankfurt.
Für Reisende ist die Situation am Flughafen Frankfurt frustrierend. Ein Ende des Chaos ist aber nicht in Sicht. Lufthansa-Chef Carsten Spohr stimmt die Passagiere nun auf weitere Schwierigkeiten im Luftverkehr ein. Die von Personalmangel, Teileknappheit und eingeschränktem Luftraum geprägte Situation werde sich „kurzfristig kaum verbessern“, erklärte der Chef der größten Airline-Gruppe Europas jüngst in einem Schreiben an die Passagiere.
Flughafen Frankfurt: Lufthansa plant massive Neuanstellungen
Airlines wie die Lufthansa planen zwar massive Neueinstellungen über ihre Dienstleister, doch kurzfristig könnten weitere Mitarbeiter nicht für eine Entspannung am Flughafen Frankfurt und den anderen großen deutschen Airports sorgen. Laut Unternehmensangaben sind derzeit 1000 Stellen offen. Arbeiter aus der Türkei sollen an den Airports zwar Entlastung bringen, zudem sind in Frankfurt laut Informationen der Bild 100 Verwaltungsmitarbeiter nun in der Bodenabfertigung beschäftigt. In der Summe dürfte das aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Zumindest aus monetärer Sicht ist der Job in der Bodenabfertigung am Flughafen Frankfurt attraktiver geworden. 14 Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 700 Euro hat die Gewerkschaft Verdi für die rund 3500 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste der Fraport-Tochter Fraground erzielt. Doch innerhalb der Belegschaft scheint die Stimmung trotzdem miserabel. Ein Mitarbeiter bewertet die Situation bei der Lufthansa als „richtig, richtig schlimm“, die Angestellten würden unter den ständigen Änderungen am Flugplan leiden – und sie hätten Mitleid mit den Passagieren.
Flughafen Frankfurt: Lufthansa-Chef Spohr entschuldigt sich bei Passagieren und Mitarbeitern
Spohr entschuldigte sich nun im Namen des Unternehmens dafür, dass nach dem Corona-Einbruch das „Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent“ nicht zur angestrebten Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Robustheit geführt habe. Der Manager räumte ein, dass auch dem Lufthansa-Konzern in einigen Bereichen Personal fehle. Er entschuldigte sich auch bei den Mitarbeitern, dass man es beim Sparen vor dem Hintergrund der Corona-Verluste über 10 Milliarden Euro übertrieben habe. „Ganz offen gesagt: Es war auch für unsere Führungsmannschaft und mich persönlich die erste zu bewältigende Pandemie.“
Ab dem kommenden Sommer könnte die Lufthansa vom Flughafen Frankfurt aus wieder die zwischenzeitlich stillgelegten Großflugzeuge vom Typ A380 einsetzen. Auch der Riesenflieger fiel der fehlenden Wirtschaftlichkeit während der Corona-Pandemie zum Opfer. Mit seiner Reaktivierung reagiert die Fluggesellschaft auf die erhöhte Ticketnachfrage.
Laut Informationen der Bild soll es am Mittwoch (29. Juni) zu einem Gipfeltreffen der Flughafen-Chefs, der Bundespolizei und weiteren Behörden kommen. Besprochen werden soll dabei offenbar über eine Lockerung des Nachtflugverbots, eine Verteilung der Flüge in den Spitzenzeiten auf den gesamten Tag und die Regulierung der Gepäckmitnahme. Fest steht aber schon jetzt: Das Chaos am Flughafen Frankfurt bleibt vorerst ein Dauergast. (esa/dpa)