1000 Samen pro Sekunde: Neue Maschine soll Saatgut-Auslese beschleunigen

Der Klimawandel verändert auch den deutschen Wald. In Hanau-Wolfgang soll der Neubau einer Samendarre die Aufforstung fördern.
Hanau - Ein Gerippe aus Stahlträgern, vereinzelt sind bereits Holzbalken verbaut: Man könnte den Neubau in einer Größe von 20 mal 30 Metern für eine gewöhnliche Gewerbehalle halten, die da momentan auf dem Gelände des Forstamts Hanau-Wolfgang entsteht. Doch es ist – etwas überspitzt formuliert – die Zukunft des hessischen Waldes. Denn im Wolfgänger Forst wird im Auftrag des Staatsbetriebs Hessen-Forst ein Neubau für die Forstliche Samendarre errichtet. Als wichtiger Etappenschritt wurde gestern Richtfest gefeiert.
Hanau: Neue Samendarre kostet rund vier Millionen Euro
Schon lange ist klar, dass sich der deutsche Wald verändern, zukünftig für heißere und trockenere Sommer gewappnet sein muss. Der Klimawandel, die lang anhaltenden Trockenphasen in den Sommern, haben in Hessen und auch anderswo ganze Waldgebiete absterben lassen. Für die Aufforstung braucht es Saatgut, und das gibt es seit jeher in Wolfgang. Um das regional passende Saatgut besser und vor allem in größeren Mengen verfügbar zu machen, baut Hessen-Forst die neue Samendarre, in der dann noch größere Saatgutmengen aufbereitet und gelagert werden können als bisher.
„Die Kapazitäten der Samendarre mussten ausgebaut werden“, macht Forstamtsleiter Lutz Hofheinz im Rahmen des Richtfests deutlich. Das Neubau-Projekt lässt sich Hessen-Forst rund vier Millionen Euro kosten, die allerdings nicht nur in das Gebäude, sondern zum Großteil in neue Maschinen zur Saatgutaufbereitung fließen, wie Hofheinz ausführt. Dazu gehören beispielsweise, so erläutert der Technische Leiter der Samendarre, Lothar Volk, bei einem Rundgang eine Anlage, die mithilfe eines Programms eine optische Auslese des Saatguts vornimmt.

Hanau: Neue Maschine unterscheidet gutes und schlechtes Saatgut
1000 Samen pro Sekunde soll die Maschine erkennen können. Damit sie gutes von schlechtem Saatgut unterscheiden kann, muss sie allerdings erst mit einem Programm gefüttert werden, das die Forstmitarbeiter derzeit erstellen. In der neuen Halle wird außerdem ein Wasserbecken zur Thermotherapie zu finden sein. Die Eiche etwa sei besonders pilzanfällig, so Lothar Volk. Um die Samen resistent zu machen, werden sie in 40 Grad warmes Wasser gelegt – der Pilz mag nämlich keine Wärme, klärt der Technische Leiter der Samendarre auf.
Diese Anlagen gibt es natürlich nicht von der Stange, sie müssen bestellt werden, unter anderem in Schweden oder den Niederlanden, aber auch in Deutschland. Rund ein Dreivierteljahr dauere es, bis sie dann in Wolfgang stehen.

Samendarre in Hanau-Wolfgang: modern und leistungsfähig
Fast etwas unangenehm war Forstamtsleiter Hofheinz das noch nackt dastehende Stahlgerippe, wie er anlässlich des Richtfests – natürlich launig gemeint – sagte. Doch das wird sich noch ändern: Die noch fehlenden Wände werden aus Holz gefertigt, auf dem Dach soll nach Fertigstellung eine Fotovoltaikanlage installiert werden.
Im Mai soll die neue Samendarre im Idealfall fertig sein, sagt Lothar Volk, im Herbst könnte sie dann in den Betrieb gehen.
Stolz ist man bei Hessen-Forst aber schon jetzt: Die neue Samendarre in Wolfgang werde ein modernes und leistungsfähiges Saatgutzentrum, das bundesweit Maßstäbe setzen wird, sind die Verantwortlichen überzeugt. (Von David Scheck)