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Max Fritzel ist der größte Fan der Hanauer Festspiele

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Von: Katrin Stassig

Max Fritzel vor dem Amphitheater mit dem Einhorn, dem Maskottchen der Festspiele...
Max Fritzel vor dem Amphitheater mit dem Einhorn, dem Maskottchen der Festspiele... © Patrick Scheiber

Vier Jahre alt ist Maximilian Fritzel, als er zum ersten Mal die Festspiele in Hanau besucht. 1998 ist das, gezeigt wird „Der Froschkönig“, damals noch im Schlosspark von Philippsruhe. Eine bewusste Erinnerung an das Stück hat er, weil er noch so klein war, zwar nicht. Dunkel ist ihm noch der Moment im Gedächtnis, als die Prinzessin den Frosch an die Wand geworfen hat. Es muss in jedem Fall eine prägende Erfahrung gewesen sein, denn 25 Jahre später ist Maximilian Fritzel der wohl größte Fan der Hanauer Festspiele überhaupt.

Hanau – Wir treffen ihn am Premierenabend im Amphitheater. Viele kennen Max, wie er von allen genannt wird, grüßen im Vorbeigehen, freuen sich, dass er wieder da ist.

Seine Liebe zu Märchen begann im Kindergarten. „Wir hatten dort ein großes Märchenbuch, und das habe ich immer mit Begeisterung durchgeblättert.“ Teilweise konnte er die Geschichten schon auswendig und hat sie der Kindergärtnerin erzählt.

41 Vorstellungen allein in dieser Saison

Aufgewachsen ist Max Fritzel in Frankfurt, arbeitet dort in einer Verwaltungsstelle. Seit er drei Jahre alt ist, wohnt er mit seiner Familie in Heddernheim. 2009 hat er die Möglichkeit, sein Gesamtschulpraktikum im Festspielbüro in Hanau zu absolvieren. Das Team um den Schauspieler und damaligen Intendanten Dieter Gring habe ihm „die Tür zu den Festspielen und hinter die Kulissen noch etwas weiter aufgemacht“.

Wie viele Vorstellungen er seit seinem ersten Besuch gesehen hat, vermag er nicht zu sagen. Wohl aber, wie viele es in dieser Saison sein werden: 41. Und das innerhalb von sieben Wochen. Zwischendurch ist er mal zwei Wochen im Urlaub – „obwohl es mir schwerfällt“, sagt er und lacht. Hinzu kommen drei Sonderveranstaltungen aus dem Programm, unter anderem das Gala-Konzert mit der Neuen Philharmonie am Montag.

Sein Lieblingsmärchen von klein auf ist „Schneewittchen“. Der Kampf zwischen Gut und Böse fasziniert Fritzel, der sich als Fan von Stiefmüttern bzw. bösen Figuren bezeichnet, „weil ich die immer sehr spannend angelegt finde“.

Eine Art wandelndes Lexikon

2010 wird „Schneewittchen“ in Hanau als Musical auf die Bühne gebracht. Für den Festspiel-Fan ist das Stück von Kevin Schroeder bis heute ein Highlight. Er habe es damals leider nur zweimal sehen können – eine Wiederaufnahme wäre deshalb ein „Herzenswunsch“.

Die Neuinszenierung von „Aschenputtel“ wird er sich ganze 16 Mal anschauen – und Vergleiche zur Uraufführung 2014 ziehen, die er noch gut in Erinnerung hat. Was die Festspiele angeht, ist Max Fritzel nämlich eine Art wandelndes Lexikon, hat nicht nur Fakten zu den Akteuren, sondern auch Texte und Lieder im Gedächtnis abgespeichert. „Ich kann nachher in die Vorstellung gehen und genau sagen, welche Worte 2014 verwendet wurden und dieses Jahr nicht.“

Er werde häufig gefragt: „Warum schaust du dir so oft das gleiche Stück an?“ Antwort: „Weil mich die Menschen total berühren. Zum anderen entdeckt man wirklich in jeder Aufführung immer etwas Neues.“ Er fügt hinzu: „Die Premierenvorstellung von heute, die gibt es so nur ein einziges Mal.“

Bei den Festpsielen kann er „einfach Kind sein“

Die Neuinszenierung von „Aschenputtel“ gefällt ihm übrigens sehr gut. Besonders das Bühnenbild, das anders als in den Vorjahren nicht mit einer Drehbühne, sondern mit mehreren Ebenen und Aufgängen arbeitet.

Aufgrund seiner Behinderung ist Max Fritzel, der im Rollstuhl sitzt, auf die Hilfe von Begleitpersonen angewiesen. An diesem Abend ist er zusammen mit seinem besten Freund im Amphitheater.

Max Fritzel beschreibt sich als emotionalen Menschen. Wenn er über die Festspiele spricht, kommt er ins Schwärmen, nennt sie seinen „eigenen kleinen Kosmos, wo mir das Herz aufgeht und ich glücklich sein kann.“ Im Juni wird Max Fritzel 29 Jahre alt, aber bei den Festspielen „kann man einfach Kind sein“. Die Festspiele zeigen für ihn, dass Märchen bis heute aktuell sind – nicht nur für Kinder – und „dass dieser Zauber nie verloren geht.“

Auch die klassischen Stücke schaut sich der Märchenfan gerne an. Gerade weil er zu dieser Literatur wenig Bezug hat und sie dadurch kennenlernen kann.

Claudia Brunnert ist seine „Festspiel-Mama“

Gibt es ein Stück, das ihm in all den Jahren gar nicht gefallen hat? Fritzel drückt es diplomatisch aus. Die Inszenierung von „Drosselbart“ im Vorjahr sei gewöhnungsbedürftig gewesen, die musste er erst mal lieben lernen, sagt er. „Wenn zu sehr von der Handlung des Originalmärchens abgewichen wird, finde ich das sehr schade.“

Zu vielen Akteuren sind über die Jahre enge Beziehungen entstanden, erzählt er, etwa zu Claudia Brunnert, die er schon 1998 im „Froschkönig“ gesehen hat und die er als seine „Festspiel-Mama“ bezeichnet. Auch Barbara Bach, die ebenfalls lange dabei ist, schätzt er sehr. Neben bekannten freut er sich über neue Gesichter, neue Kreative, die es zu entdecken gibt.

Friedrich Rau, der von 2010 bis 2013 mitspielte und komponierte, hat während der Pandemie ein Wohnzimmerkonzert bei Fritzel gegeben. Für Darsteller Dennis Hupka ist der Musicalfan schon nach Gelsenkirchen, Berlin und sogar nach Graz gefahren.

Große Sammlung von Fanartikeln

In diesem Jahr freut sich Max Fritzel besonders auf Soufjan Ibrahim, der nach seinem Debüt 2022 als „Brüderchen“ und im „Sommernachtstraum“ zum zweiten Mal in Hanau dabei ist und den Prinzen in „Aschenputtel“ spielt. Im Anschluss an die Premierenvorstellung nimmt sich der junge Schauspieler sogar Zeit für ein Foto mit Max. Für dieses Privileg ist der 28-Jährige dankbar. Dass die „kreativen Menschen“ in Hanau sehr nahbar sind, macht für ihn das Besondere der Festspiele aus.

Der 28-Jährige sammelt natürlich auch Fanartikel der Festspiele, etwa DVDs oder die Programmhefte. Zum 18. Geburtstag hat er ein großes Poster aus der Saison 2012 vom Ensemble mit allen Unterschriften geschenkt bekommen, das seitdem über seinem Bett hängt.

(Von Katrin Stassig)

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