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Kanzleigebäude am Schlossplatz Hanau: Neuer Anlauf mit abgespecktem Konzept

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Von: Christian Spindler

Für das Kanzleigebäude soll nun eine kleine Lösung her, nachdem das große Konzept für den Hanauer Schlossplatz zu den Akten gelegt worden ist.
Für das Kanzleigebäude soll nun eine kleine Lösung her, nachdem das große Konzept für den Hanauer Schlossplatz zu den Akten gelegt worden ist. © Yvonne Backhaus-Arnold

Mit „überschaubaren finanziellen Mitteln“ will die Stadt Hanau das Kanzleigebäude am Schlossplatz sanieren. Geplant sind etwa eine Bar und Räume für Coworking.

Hanau – Die großen Pläne für die Umgestaltung des Hanauer Schlossplatzes sind seit geraumer Zeit vom Tisch. Nun soll für das Kanzleigebäude eine kleine Lösung her. Man wolle den Standort am Schlossplatz beziehungsweise am Fronhof „mit überschaubaren finanziellen Mitteln“ weiterentwickeln, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD), und das historische Gebäude, vor deren Umzug Domizil der Stadtbibliothek, instand setzen.

Dafür sollen dieses Jahr eine halbe Million Euro zur Verfügung gestellt werden, weitere 600.000 Euro sollen im nächsten Doppelhaushalt 2024/2025 veranschlagt werden. Der Magistrat hat dem Instandhaltungskonzept zugestimmt, das am 30. Januar der Hanauer Stadtverordnetenversammlung vorgelegt wird.

Sanierung in Hanau: Kanzleigebäude soll dauerhaft in öffentlicher Hand bleiben

Hinter dem Kanzleigebäude, dessen Wurzeln ins 17. Jahrhundert zurückreichen, wurde 2020 im Fronhof die erste Pop-up-Gastronomie („Wirtschaft im Hof“) in Hanau eröffnet. Damals eine Reaktion auf die Corona-Beschränkungen. „Seither hat sich hier ein wunderbarer Ort von höchster Aufenthaltsqualität stetig weiterentwickelt und etabliert“, sagt Stadtentwickler Martin Bieberle. Man wolle nun den „erfolgreichen Weg nachhaltig und stufenweise weitergehen.“ Statt einer Komplettsanierung, die laut Stadt mindestens acht Millionen Euro kosten würde, will man das Kanzleigebäude ressourcenschonend sanieren und den Fronhof und das Gebäude weiter nutzen. OB Kaminsky betont, dass „das Kanzleigebäude dauerhaft in öffentlicher Hand bleibt“.

Die Substanz des seit mehreren Jahren leer stehenden Gebäudes ist gut, ergab eine fachplanerische Untersuchung. Als Erstes stehen Instandsetzungs- und Ertüchtigungsarbeiten im Erd- und Obergeschoss bei Sanitäranlagen und diversen Elektroinstallationen an. Der Einbau neuer, denkmalgerechter Fenster sowie der Einbau einer Restaurantküche sollen folgen. Dazu soll es eine Bar geben und Raum für Coworking, also einen (Büro-)Raum zum Arbeiten, den man auf Zeit mieten kann.

Kanzleigebäude am Schlossplatz in Hanau: Pläne für vegetarisches Restaurant

Seit September 2020 nutzt die Stadt mit ihrer Hanau Marketing GmbH den Fronhof für die Außengastronomie, die von Conni und Uwe Kannengießer betrieben wird. Das Paar soll auch an der „Alten Kanzlei“ mitwirken. In dem Gebäude soll ein Restaurant entstehen. Gespräche mit potenziellen Betreibern würden derzeit geführt, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Darunter soll ein Gastronom aus Frankfurt sein, der sein Konzept für ein vegetarisches Lokal nach Hanau bringen könnte.

Derzeit gibt es im Außenbereich Fronhof laut Bieberle ein „multifunktionales Nutzungskonzept“. Regelmäßig finden hier Musik- und Kulturveranstaltungen statt, bereits seit dem ersten Jahr ein Weihnachtsmarkt, viele weitere Märkte folgten, von Oster- über Kunsthandwerk- bis Pflanzenmarkt. „Urban Gardening“ wurde im vergangenen Juni eröffnet. Hier haben Bürger, die keinen eigenen Garten besitzen, die Möglichkeit, Gemüse, Obst und Pflanzen anzubauen. Kurz darauf zog das erste Bienenvolk ein, Open-Air-Kino wurde mehrfach im Fronhof veranstaltet. Zudem gab es einen spätabendlichen Kreativmarkt mit Party, den „Nachtbummel“. Die „Urban Area“ im Fronhof steht als öffentlicher Aufenthaltsort zur Verfügung.

Hanaus Stadtentwickler Bieberle: „Fronhof ist ein Experimentierfeld mit Metropolenflair“

„Wir haben das Ausprobieren an diesem Ort kultiviert, der Fronhof ist ein Experimentierfeld mit Metropolenflair. Das ist auch die Haltung und das Verständnis für den Stadtwandel, den wir in der ‘Alten Kanzlei’ vorbildhaft finanziell, materiell und personell mit Leben erfüllen wollen. Erstmals erproben wir im Kanzleigebäude eine robuste Raumgestaltung, bei der Unvollkommenheit geradezu erwünscht ist. Wir gehen lernend und teils provisorisch daran, in aller Ruhe einen dauerhaft interessanten Raum zu gestalten“, sagt Bieberle, der auch Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH ist. 2018 hatte die Stadt ein sogenanntes Konzeptvergabeverfahren gestartet. Dabei konnten Investoren Vorschläge für eine Umgestaltung des Ensembles aus Kanzleigebäude, Fronhof und dem früheren Haus des Handwerks einreichen.

Dazu gehörte auch eine teilweise Neubebauung von Schlossplatz und Fronhof. Es gab zwar den Zuschlag für ein Konsortium, zu dem die städtische Baugesellschaft gehörte. Realisiert wurde das Konzept aus Wohnen, Büros und Gastronomie und einer Tanzschule aber nie. Corona ließ die Pläne platzen, das Verfahren wurde rückabgewickelt.

Sanierungspläne in Hanau: Großes Konzept für Schlossplatz wurde nicht realisiert

Mit der nun vom Magistrat beschlossenen Instandsetzung des Kanzleigebäudes will die Stadt einen neuen Anlauf nehmen. Perspektivisch soll das Haus des Handwerks der Karl-Rehbein-Schule als Erweiterungsbau dienen, heißt es.

Wie berichtet, soll auf der gegenüberliegenden Seite des Schlossplatzes an der Graf-Philipp-Ludwig-Straße dieses Jahr das lange geplante Haus des Jugendrechts eröffnet werden. In den Einrichtungen arbeiten staatliche und städtische Stellen, darunter Polizei und Jugendhilfe, zusammen, um Fälle von Jugendkriminalität schnell zu bearbeiten und um präventiv tätig zu werden. (Christian Spindler)

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