Main-Kinzig-Kreis will Wasserverbrauch beschränken, um Notstand abzuwenden
Das Wasser könnte im Main-Kinzig-Kreis knapp werden. Pegelstände sinken, gleichzeitig steigt aufgrund der Hitze der Verbrauch. Der Kreis appelliert zum Sparen.
Main-Kinzig-Kreis – Wasser einzusparen ist angesichts der anhaltenden Trockenheit das Gebot der Stunde. Deshalb appellieren Landkreis sowie Städte und Gemeinden laut Mitteilung an die Bevölkerung, verantwortungsbewusst mit dem wertvollen Gut Wasser umzugehen und den eigenen Verbrauch einzuschränken.
Denn die Pegelstände an Bächen und Flüssen im Kreis und auch in Trinkwasserbrunnen sinken aufgrund der anhaltenden Trockenheit immer weiter, auch weil in den zurückliegenden Wochen und Monaten zu wenig Regen gefallen ist. Die Folge: ausgedorrte Flächen und ein sehr hohes Risiko für Flächen- und Waldbrände. Die Wasserbehörde des Kreises hatte daher schon Mitte Juni das Jedermannsrecht (den sogenannten Gemeingebrauch) zur Entnahme von Wasser aus oberirdischen Gewässern im Wesentlichen aufgehoben.
Wasserstände sinken im Main-Kinzig-Kreis: „Besorgniserregende Situation“
„In den Brunnen der öffentlichen Wasserversorgung sind die Wasserstände in den vergangenen Wochen noch einmal stark gefallen – und das auf sowieso schon sehr niedrigem Niveau“, berichtet Susanne Simmler. So zum Beispiel Marköbel II um 3,60 Meter oder im Brunnen Niedermittlau um 2,60 Meter. Damit bekommen die Hochbehälter, in denen das Trinkwasser vor der Abgabe ins Netz gespeichert wird, ein quantitatives Problem.
„Zu dem Fakt, dass der Verbrauch steigt, kommt noch hinzu, dass weniger Wasser aus den Brunnen nachgeliefert werden kann. Es ist also in unser aller Interesse, wenn wir angesichts der derzeitigen Trockenheit sehr sorgsam mit Wasser umgehen. Egal, ob es aus der Leitung oder aus dem Bach kommt“, erklärt Simmler. Gerade wenn im Winter wenig Regen oder Schnee fällt, können sich die Grundwasserstände nicht ausreichend regenerieren, was das Problem langfristig verschärft. „Wir alle sind gefordert, unseren Teil beizutragen, damit wir nicht gezwungen sind, den Trinkwassernotstand auszurufen“, verdeutlicht Simmler den Ernst der Lage.
Auch Bürgermeister Stefan Erb (Erlensee), Vorsitzender der Bürgermeisterkreisversammlung, macht laut Mitteilung auf die „besorgniserregende Situation im Main-Kinzig-Kreis“ aufmerksam und appelliert an die Menschen in den 29 Kommunen, Wasser zu sparen.

Main-Kinzig-Kreis: Arbeitsgruppe erarbeitet Gefahrenabwehrverordnung
Auch seine Kollegen in den Rathäusern sind laut Mitteilung gefordert, in den Kommunen Einsparpotenziale zu ermitteln und umzusetzen und „zusammen mit den Menschen im Kreis dazu beizutragen, dass die Versorgungssicherheit auch in unserer Region gewährleistet bleibt“. Erste Schritte hierzu seien bereits in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe erarbeitet worden.
Unter fachlicher Begleitung der Abteilung Wasser- und Bodenschutz des Kreises und eines Rechtsanwaltes des Hessischen Städte- und Gemeindebundes sei ein Muster für eine Gefahrenabwehrverordnung zum Trinkwasserschutz erarbeitet worden. Diese ermögliche es den Kommunen, bei sinkenden Grundwasserständen beziehungsweise Füllständen in den Hochbehältern Einschränkungen zum Verbrauch des Trinkwassers zu erlassen.
Dies könne zum Beispiel das Verbot der Bewässerung von Rasen und Zierpflanzen oder das Befüllen von privaten Swimmingpools sein. Es ist nun an den Kommunen, die Verordnungen zügig in die Gremien einzubringen und zu verabschieden. Begleitend dazu könnte eine „Wasserampel“ unterstützen, um den Bürgern sichtbar zu machen, wie es aktuell um die Wasserversorgung in ihrer Kommune bestellt sei.
Wasser wird im Main-Kinzig-Kreis knapp: Einsparpotenzial in Hof und Garten
Der Rodenbacher Bürgermeister Klaus Schejna (SPD) bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass auch seine Kommune mit den niedrigen Wasserständen zu kämpfen habe. So wurde etwa am Friedhof in Niederrodenbach ein Brunnen gebohrt, um Bodenwasser statt Trinkwasser zur Bewässerung nutzen zu können. Für seine Gemeinde sei er willig, Maßnahmen zu ergreifen und diese der Gemeindevertretung vorzulegen. „Jeder muss jetzt seinen Teil beitragen. Die Verordnung ist nicht aus der Hüfte heraus entstanden, sondern es geht darum, weitere Gefahren abzuwehren“, so Schejna. Eine Kontrolle sei aber kaum möglich.
Auch in Hof und Garten steckt Einsparpotenzial. Das fängt laut Mitteilung schon bei der Gestaltung von Gärten und Freiflächen an. „Mittelfristig sollten Gartenbesitzer über eine hitzeresistentere Bepflanzung nachdenken, auch eine Beschattung durch Büsche oder Bäume kann Abhilfe schaffen. Für Wildblumenwiesen ist eine Bewässerung völlig unnötig und sie bieten darüber hinaus Insekten einen wertvollen Lebensraum“, erläutert Katrin Hess, Leiterin des Amtes für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum.
Zu wenig Niederschläge im Main-Kinzig-Kreis führen zu Wasserknappheit
Der Grund für die angespannte Lage ist simpel: Es regnet zu wenig und zu selten. Im Kreis lagen die Mai-Niederschläge in den meisten Gebieten bis zu 60 Prozent unter dem langjährigen Mittel. So wird der Zeitraum der letzten 30 Jahre bezeichnet. Der Hitzesommer 2003 und die Trockenjahre 2018 bis 2020 fallen in diesen Zeitraum und drücken den statistischen Durchschnitt, was die aktuellen Werte umso gravierender macht. Dem Mai folgte ein zu trockener Juni (37 Prozent weniger Niederschlag landesweit) und der Juli lässt keine besseren Werte erwarten.
Schon die Auswertung der Juni-Daten ergab, dass sich fast 30 Prozent der hessischen Grundwasserpegel auf sehr niedrigem Niveau befanden. (cd)
Auch Tiere leiden unter der enormen Hitze. Die Not wird in einer Wildtierstation in Maintal besonders deutlich.