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Hanauer Kunstkaufladen Tacheles muss weichen

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Von: Christian Spindler

In der Hanauer Innenstadt stehen wieder einige Veränderungen an. Unter anderem muss das Tacheles seinen Standort räumen.

Hanau - Er ist eines der besonderen Projekte des Hanauer Stadtentwicklungsprogramms „Hanau aufladen“: der Kunstkaufladen Tacheles. Den soll es zwar weiterhin geben. In welcher Form und an welchem Standort ist allerdings noch ungewiss. Das erklärte Daniel Freimuth von der Hanau Marketing GmbH (HMG) gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Seit zwei Jahren gibt es den Kunstkaufladen Tacheles: In die Räume soll nun ein Service- und Beratungs-Center einziehen. Wo das Tacheles künftig sein Domizil hat, ist noch nicht entschieden. Archivfoto: MORITZ Göbel
Seit zwei Jahren gibt es den Kunstkaufladen Tacheles: In die Räume soll nun ein Service- und Beratungs-Center einziehen. Wo das Tacheles künftig sein Domizil hat, ist noch nicht entschieden. Archivfoto: MORITZ Göbel © Göbel

Dass über die Zukunft des Projekts intern diskutiert wird, hat einen Grund. In die Räume, in denen zuvor das Schuhhaus Dielmann ansässig war, soll ein „Service- und Beratungs-Center Innenstadt“ einziehen. Ob Kunstkaufladen und Servicecenter an einem Ort vereinbar sind, „ist noch nicht entschieden“, so Freimuth.

Zentrale Anlaufstelle für Kunden in Hanauer Innenstadt soll entstehen

Seit zwei Jahren werden in den Räumen in prominenter Lage Werke von Hanauer Kunstschaffenden ausgestellt – und verkauft. Der Laden sorgte auch überregional für Aufmerksamkeit. Er wurde von der HMG in den leer stehenden Geschäftsräumen realisiert, wird von ihr selbst betrieben und sei von Anfang an als Projekt auf Zeit konzipiert worden, so Freimuth. Zumindest an diesem Standort. Dass der Kunstkaufladen zuletzt weitaus weniger Kunden hatte als in der Anfangsphase, wie Insider bestätigen, ist freilich nicht der vorrangige Grund, dass über seine Zukunft diskutiert wird.

Vielmehr ist es das „Service- und Beratungs-Center Innenstadt“. Damit will die HMG eine zentrale Anlaufstelle für Kunden der Innenstadt schaffen. „Wir wollen dort nicht nur Serviceleistungen wie Gepäckaufbewahrung, Regenschirmverleih oder Geschenke-Einpacken anbieten, sondern auch eine Kinderbetreuung, wie man sie etwa aus den Ikea-Häusern kennt“, umreißt Stadtentwickler und HMG-Chef Martin Bieberle die Pläne. Zudem soll das Center Ladenbetreiber etwa zum Thema Nachhaltigkeit oder zu Fragen der Schaufenstergestaltung beraten, aber auch einen Gastro-Check und die Teilnahme Hanaus am Programm „Ebay – Deine Stadt“ anbieten.

Alternativstandorte für Hanauer Kunstkaufladen noch unbekannt

Sollte sich herausstellen, dass das Servicecenter und der Kunstkaufladen den jetzigen Standort nicht gemeinsam nutzen können, werde das Tacheles weiterziehen, sagt Freimuth. Alternativstandorte werden nicht genannt. Wie berichtet, wurde an der Salzstraße am vergangenen Wochenende eine „Außenstelle“ des Kunstkaufladens eröffnet. Das „Off Spaces“  wird nach derzeitigem Konzept wechselnden Künstlern als Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt.

Insgesamt sind die Rahmenbedingungen für die Innenstädte seit geraumer Zeit schwierig. Stichworte sind gestörte Lieferketten, hohe Energiekosten oder eine inflationsbedingte Kaufzurückhaltung. Die Stadt Hanau hält dagegen und verzeichnet mit ihrem seit 2019 laufenden Entwicklungsprogramm „Hanau aufladen“ durchaus Erfolge.

Niedrige Leerstandsquote in Hanauer Innenstadt - Neuer Spielwarenladen und Gastronomie

Das zeige sich unter anderem daran, dass „die Leerstandsquote in der Innenstadt trotz der vielen Krisen der letzten Monate und Jahre im geringen einstelligen Bereich liegt. Das ist außergewöhnlich“, zieht Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) einen Vergleich zu anderen Städten, die oft wesentlich mehr Leerstand zu verkraften hätten.

Zu den Neuansiedlungen in Hanau gehört unter anderem der Spielwarenladen „Wünsch Dir was“ an der Nürnberger Straße, außerdem die Vermittlung der Gastronomie-Fläche am Schlossplatz (dort zieht das indische Restaurant Soul Tikka ein) sowie der Handtaschen-Designerin Funda Tanjo am Altstädter Markt, die im Frühjahr einen Showroom samt Werkstatt eröffnen wird.

Weitere Gastronomieflächen in Hanau geplant: Neuer Metzger kommt nicht

Für weitere Gastronomieflächen im künftigen Haus des Jugendrechts sowie am Altstädter Markt befinde sich die HMG mit der Baugesellschaft als Vermieterin „in guten Gesprächen mit potenziellen Nutzern“, heißt es. Zudem werden im Fronhof und im Kanzleigebäude neue Veranstaltungen und Formate geplant, etwa eine Silent-Disco am Samstag, 6. Mai.

Nicht geklappt hat hingegen wie gemeldet der Plan, in der Kober-Immobilie am Altstädter Markt, die die Baugesellschaft im Rahmen der Vorkaufsrechtsatzung erworben hatte, wieder einen Metzger anzusiedeln. Nun sucht man nach einem neuen Konzept für die Immobilie.

„Einzelhandel hat es nicht leicht“ - Viele Geschäfte verschwinden aus der Hanauer Innenstadt

Erfolge bei Vermietungen werden aus dem Einkaufszentrum Forum Hanau gemeldet. Eine dortige große Fläche sei an eine bekannte Kette vermietet worden. Den Namen will man allerdings noch nicht nennen. Weitere neue Geschäfte siedeln sich in der Sternstraße (Anteplioglu Baklava) und in der Rosenstraße an, ein neues Café eröffnet zudem an der Nürnberger Straße.

Mit der Vitaminbar und Brettwerk an der Rosenstraße sowie Tom Tailor im Forum werden in den kommenden Wochen aber auch einige Geschäfte schließen. Und für Porzellan Clemens am Marktplatz wird ein Nachfolger gesucht. „Der Einzelhandel hat es nach wie vor alles andere als leicht. Die Lage ist sehr fragil, es wird immer wieder auch Schließungen geben“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). „Wir haben in Hanau aber trotz allem noch eine hohe Nachfrage. Das ist alles andere als selbstverständlich.“

„Mix ist entscheidend für die Attraktivität der Innenstadt“ - Salzstraße in Hanau als Vorbild

Eine bemerkenswerte Entwicklung ist in der Salzstraße zu verzeichnen: Dort haben ein Baby-Spa, ein persisches Restaurant, eine Musikschule und ein Hausarzt eröffnet. „Nicht jedes leer fallendes Geschäft muss auch zwingend wieder mit Handel besetzt werden. Der Mix ist entscheidend für die Attraktivität der Innenstadt“, sagt Bieberle.

Zu den geplanten Vorhaben in der Innenstadt gehört testweise ein Feierabendmarkt. Er soll, in Ergänzung zu den beiden Markttagen, von Mai bis September einmal im Monat donnerstags in der Zeit von 16 bis 21 Uhr an der Wallonisch-Niederländischen Kirche stattfinden. Von Ende März bis Anfang Oktober will man außerdem jedes Wochenende besondere Innenstadt-Erlebnisse bieten – von Straßenkonzerten über Kunstaktionen bis zu Sport-Events wie einem Basketballturnier. (Christian Spindler)

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