Wie das globale Wetterphänomen „La Niña“ noch im November für Sommertemperaturen sorgt

„La Niña“ soll den deutschen Winter wärmer machen. Durch die Klimaerwärmung halten sich Zirkulationsmuster länger – und wiederholen sich offenbar auch häufiger.
München – Das Wetterphänomen La Niña tritt zum dritten Mal infolge auf, drei Jahre hintereinander. „Das ist neu“, erklärt wetter.com-Meteorologe Hartmut Mühlbauer. La Niña entsteht im Ostpazifik, wirbelt aber auch das Wetter der Nordhalbkugel kräftig durcheinander.
Europa könnte ein insgesamt relativ warmer Winter mit einer Kältewelle im Dezember bevorstehen. „Wir rechnen mit einem Winter, der wärmer wird als üblich“, sagte Carlo Buontempo, Leiter des Copernicus Climate Change Service, der für die EU Phänomene des Klimawandels überwacht. Dennoch könne es zu windarmen Kälteperioden kommen, erklärte er. Ein Grund für den insgesamt wärmeren Winter könne das Wetterphänomen La Niña sein.
Was passiert genau bei La Niña?
Im Moment sieht es so aus, als ob es im Dezember zu einer Kältewelle kommt, meint Buontempo. „In einem La-Niña-Jahr gibt es im späteren Winter in Europa häufig Wind aus dem Westen, also wird es warm und feucht“, sagte Buontempo in einer Prognose zu Anfang des Herbstes.
Das ist das Wetterphänomen La Niña kurz erklärt:
- Im Ostpazifik kühlt in Äquatornähe das Oberflächenwasser ab, weil ungewöhnlich hohe Luftdruckveränderungen auftreten – meist nach Auftreten des Wetterphänomens El Niño.
- Das löst überdurchschnittlich hohe Luftdruckunterschiede im Ostpazifik (zwischen Indonesien und Südamerika) aus und verstärkt die Passatwinde.
- Globale Auswirkungen davon: Regenfälle und Abkühlung in Südostasien, Dürre in Südamerika, Kälte in Nordamerika und – unter Umständen – auch Kälte in Europa.
Im August hatte auch die Welt-Wetterorganisation (WMO) von einem bis Ende November anhaltenden La Niña-Phänomen gesprochen, das erst im Laufe des Dezembers zurückweichen werde. Es sei wahrscheinlich, dass der Klimawandel für die Verlängerung der La Niña-Wetterlage verantwortlich sei.
La Niña: Die konkreten Auswirkungen auf das deutsche Wetter im Herbst
Seriöse Meteorologen warnen vor Langzeitprognosen: Um das Wetter vorherzusagen, sind viele Einflussfaktoren zu beachten, die über einen längeren Zeitraum nicht zuverlässig bestimmt werden können. Dennoch würde ein Andauern das La Niña-Phänomens einige Wetteraussichten in Deutschland wahrscheinlicher machen. Wetter.com sieht Auswirkungen für den Winter vor allem für Nordamerika: Hier steht durch La Niña mit größerer Wahrscheinlichkeit ein kalter Winter mit starken Schneefällen bevor. Auch in Europa könne man parallel zu einem La Niña-Ereignis häufig auch einen kalten Winter beobachten – allerdings seien extrem kalte Winter auch nur bei starken La Niña-Ereignissen der Fall.
Laut focus.de steht uns aber zunächst eine weitere sehr warme Woche zum Anfang November bevor. Eine globale Hitzewelle mit durchschnittlich mehr als 5 Grad über dem Normalwetter könne auch durch La Niña mit verursacht sein: Das Phänomen sorge dafür, dass sich Luftmassen weiter bis nach Süden und Norden ausbreiten könnten. Während in Grönland die Temperaturen über 20 Grad wärmer als im Durchschnitt seien, lägen sie in Deutschland bei etwa 10 bis 12 Grad über dem Durchschnitt – also um die 20 Grad, die sommerlich wirken. Neben La Niña sei auch der Hitzesommer 2022 dafür verantwortlich, weil mehrere Extreme oft aufeinander folgten. Ob ein weiterer La Niña-Zyklus auch Mitte November folgt, sei noch offen. (AFP/kat)