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Corona-Aus für Ski-Urlaub? Merkel und Söder stellen drastische Forderung - Frankreich geht eigenen Weg

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Von: Maximilian Kettenbach, Patrick Huljina, Michelle Brey, Fabian Müller

Die Diskussion um eine Schließung der Skigebiete über Weihnachten spitzt sich zu. In Frankreich werden Skilifte zwar geschlossen, die Wintersportorte selbst bleiben offen.

Update vom 28. November, 14.50 Uhr: Die Debatte um eine europaweite Schließung der Skigebiete nimmt weiter an Fahrt auf. Der italienische Außenminister bezeichnet die Diskussion als „surreal“. Österreich will weiterhin öffnen. Die Schweiz könnte zum Nutznießer werden.

Update vom 26. November, 12.50 Uhr: In Frankreich sollen die Skilifte während der Weihnachtsfeiertage geschlossen bleiben - die Wintersportorte selbst aber offen sein. „Natürlich wird es für jeden möglich sein, in die Ferienorte zu gehen, um die reine Luft unserer schönen Berge, die Geschäfte, die geöffnet sein werden - außer Bars und Restaurants - zu genießen“, sagte Premierminister Jean Castex am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Es sei aber ganz einfach: „Alle Skilifte und öffentlichen Einrichtungen werden für die Öffentlichkeit geschlossen sein.“

Es wäre nicht klug, große Bevölkerungsströme zusammenkommen zu lassen, betonte Castex. Auch die Krankenhäuser in diesen Gebieten sollten nicht überlastet werden. Auf europäischer Ebene wird derzeit über eine Vereinheitlichung der Regeln diskutiert.

Corona-Aus für Ski-Urlaub? Kanzlerin Merkel spricht sich für Schließung der Skigebiete aus

Update vom 26. November, 10.00 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich am Donnerstag im Bundestag in Berlin zu möglichen Ski-Urlauben geäußert. „Es naht die Skisaison“, sagte die CDU-Politikerin. Touristische Reisen sollten nicht stattfinden, jeder nicht notwendige Kontakt sollte vermieden werden. „Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten. Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen“, erklärte Merkel.

Corona-Aus für Ski-Urlaub? Söder appelliert an Bevölkerung

Update vom 26. November, 7.15 Uhr: Nach den Corona-Gipfel am Mittwoch appellierte Markus Söder erneut an die Bevölkerung, Skiurlaube in diesem Jahr zu unterlassen. Diese Art von Tourismus „konterkariere alle Bemühungen der Bevölkerung“, das Coronavirus zu bekämpfen. Das sagte Bayerns Ministerpräsident am Mittwochabend in der ZDF-Sendung Markus Lanz - Das Jahr 2020.

Auf eine Schließung der Skigebiete habe man sich bislang auf europäischer Ebene nicht verständigen können. Möglich sei aber eine Reduzierung der Angebote, erklärte Söder. Wenn sich die Zahl der Toten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie so weiterentwickele, wären es „6000 Tote bis Weihnachten“, rechnete er vor. Deshalb bleibe er bei seiner Linie „von Umsicht und Vorsicht“.

Corona-Aus für Ski-Urlaub? Betroffene Regionen im Norden Italiens fordern Gespräche mit Regierung

Update vom 25. November, 17.30 Uhr: Die betroffenen Regionen im Norden Italiens haben Gespräche mit der italienischen Regierung in Rom gefordert. Grund dafür sei der befürchtete Alleingang von Österreich und der Schweiz bei der Eröffnung der Ski-Gebiete. Das gab Venetiens Präsident Luca Zaia am Mittwoch bekannt. Er habe zuvor unter anderem mit Südtirols Landeshauptmann, Arno Kompatscher, und Liguriens Präsident, Giovanni Toti, darüber gesprochen.

Während Italiens Ministerpräsident Guiseppe Conte sich für eine länderübergreifende Saisoneröffnung zum 10. Januar 2021 ausgesprochen hatte, lehnt Österreich eine einheitliche Regelung zur späteren Eröffnung der Skigebiete ab. Bundeskanzler Sebastian Kurz will die Eröffnung der österreichischen Skigebiete allein von den Infektionszahlen in Österreich abhängig machen.

Skiverbot über Weihnachten? Bundeskanzler Kurz hält internationale Abstimmung für „übertrieben“

Update vom 25. November, 16.04 Uhr: Skiverbot über Weihnachten - es sei „übertrieben“, dass es eine internationale Abstimmung dazu gebe, sagte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz auf eine Frage bei einer Pressekonferenz in Wien. Und weiter: „Ich hab sowohl mit dem Kommissionspräsidenten als auch dem Ratspräsidenten darüber gesprochen und ich hatte da den Eindruck, dass die Europäische Union jetzt nicht die Aufgabe sieht, hier Details für gewisse Länder vorzugeben.“

Österreichs Kanzler Kurz fährt Söder und Conte in die Parade

Öffnungsschritte in allen Bereichen, darunter auch der Sport würde von Staaten unterschiedliche gehandhabt, so Kurz. Österreich setzt darauf, mit Lockdown und Massentests Corona-Zahlen im Dezember zu senken. Die Wintersaison in der Alpenrepublik könnte dann wohl auch starten. Lockerungen hängen immer mit den Infektionszahlen zusammen und „zwar den Infektionszahlen bei uns in Österreich“, betont Kurz.

„Ich kann Ihnen nur sagen, wenn jemand alleine laufen geht im Moment, dann ist das ähnlich gefährlich, wie wenn jemand alleine eine Skitour geht“, so Kurz. „Wenn jemand einen Lift verwendet, dann ist das ähnlich, wie wenn er ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet. Anhand dieser Gesichtspunkte muss man Entscheidungen treffen.“

Skiverbot an Weihnachten - Das wollen Italien, Bayern und Frankreich

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützte den Vorstoß (siehe Update unten). Auch der französische Präsident Emmanuel Macron sprach sich für ein Öffnen im Januar „unter guten Bedingungen“ und eine Abstimmung mit den Nachbarländern aus. Österreichs Finanzminister Gernot Blümel reagierte auf die Vorschläge empfindlich. Er forderte umgehend Entschädigungen in Milliardenhöhe von Brüssel, falls Skilifte über die Weihnachtsferien stillstehen sollen.

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz auf einer Pressekonferenz in Wien.
Skiverbot über Weihnachten wegen Corona? Österreichs Kanzler Sebastian Kurz reagiert empört (Symbolfoto). © HANS PUNZ / APA / AFP)

Update vom 25. November, 14.05 Uhr: Die bayerischen Skigebietsbetreiber stehen vor einem schwierigen Winter. Selten war eine Saison so schwer planbar wie in diesem Jahr. Antonia Asenstorfer vom Skiverbund Alpenplus hofft auf eine Öffnung der Skigebiete noch vor den Feiertagen im Dezember. „Allein die Weihnachtsferien machen etwa ein Viertel unseres Winterumsatzes aus. Der Verlust wäre enorm.“

Asenstorfer betont: „Wir stehen in den Startlöchern und sind überzeugt, dass wir den Betrieb aufnehmen können und die erforderlichen Schutzmaßnahmen einhalten können.“ Auch Verena Altenhofen, Sprecherin des Zugspitz-Skigebiets erklärt: „Sobald wir dürfen, werden wir öffnen.“ Die Pistenverhältnisse seien aktuell ein Traum.

Corona-Aus für den Ski-Urlaub? Söder fliegt seine Aussage um die Ohren

Update vom 25. November, 12.20 Uhr: Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, sieht ein generelles Verbot der Ski-Saison kritisch. „Sicherheit geht auch im Winter vor. Aber ich bin davon überzeugt, dass Skifahren in einem gewissen Umfang und unter klaren Kriterien wie zum Beispiel einer maximal erlaubten Anzahl von täglichen Skipässen ohne Probleme möglich ist. Wir sollten Dinge möglich machen, wo man Sicherheit schaffen kann. Ein generelles Verbot halte ich für falsch“, sagte er am Mittwoch der dpa.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder erntete nach seiner Forderung zur europaweiten Schließung der Skigebiete Widerspruch vom eigenen Koalitionspartner. „Ein übernationales Verbot des Wintersports schränkt die Erholungssuche sehr vieler Menschen unverhältnismäßig ein. Deshalb spreche ich mich klar gegen pauschale Schließungen aus - insbesondere weil alle Bergbahnen hervorragende Hygienekonzepte erarbeitet haben, die sie konsequent umsetzen“, sagte Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl am Dienstag. Er warnte insbesondere vor einer Schließung ausschließlich deutscher Skigebiete.

Am Mittwoch zog der tourismuspolitische Sprecher der bayerischen Landtags-FDP mit seiner Kritik nach. „Wie will Söder den Menschen eigentlich erklären, dass sie in einer voll besetzten U-Bahn mit Maske zusammensitzen dürfen - aber nicht unter freiem Himmel in einem Sessellift fahren dürfen?“, fragte Albert Duin. Ihm erschließe sich nicht, weshalb Outdoor-Sport ohne Körperkontakt verboten werden solle. Mit guten Hygienekonzepten, einem speziellen Ticket-Management sowie einer zeitlichen Staffelung lasse sich der Ski-Betrieb sehr wohl im Rahmen der Corona-Regeln gestalten, erklärte Duin.

Corona-Aus für den Ski-Urlaub? Österreich reagiert mit Ablehnung auf Vorschläge

Update vom 25. November, 9.45 Uhr: In Österreich ist man alles andere als erfreut über den Vorschlag, die Skigebiete geschlossen zu lassen. Italien forderte zuletzt eine europaweite Schließung mindestens bis zum 10. Januar. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sprach sich ebenfalls für eine einheitliche Lösung auf europäischer Ebene aus.

Österreich reagierte mit vehementer Ablehnung auf die Vorschläge. Finanzminister Gernot Blümel forderte einen finanziellen Ausgleich von der EU (siehe Erstmeldung). Die Tourismus­ministerin Elisabeth Köstinger stellte klar: „Winterurlaub in Österreich wird sicher sein. ­Unsere Betriebe haben ­Sicherheitskonzepte für den Skiurlaub, Après-Ski wird es heuer nicht geben.“ In der Alpenrepublik ist man überzeugt, dass der Ski-Tourismus mit Abstandsregeln und Hygienekonzepten ebenso funktionieren kann, wie der Sommer-Tourismus in diesem Jahr.

In Frankreich hat sich Präsident Emmanuel Macron ungeachtet einer etwas verbesserten Corona-Lage gegen eine schnelle Öffnung von Wintersportorten ausgesprochen. Es laufe zwar dazu noch eine Abstimmung der Regierung, doch es erscheine ihm unmöglich, eine Öffnung für die Feiertage am Jahresende ins Auge zu fassen, sagte der Staatschef am Dienstagabend in einer Fernsehansprache. „Wir werden uns zu diesem Thema mit unseren europäischen Nachbarn abstimmen“, erklärte er.

Corona-Aus für Ski-Urlauber? Söder unterstützt italienischen Vorschlag

Update vom 24. November, 21.45 Uhr: Kein Ski-Urlaub über Weihnachten? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützt den italienischen Vorstoß. „Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung“, sagte er am Dienstag in München. Wer in Risikogebieten Skifahren gehe, müsse zehn Tage in Quarantäne. „Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall.“

Corona-Aus für Ski-Urlaube? Italien fordert europaweites Verbot - Österreich reagiert vehement

Erstmeldung vom 24. November: München / Wien - Wie wird im Corona-Jahr 2020 Weihnachten gefeiert? Werden Winterurlaube möglich sein? Fragen über Fragen häufen sich, während viele Teile Europas mit der zweiten Coronavirus-Welle* kämpfen. Die Zahl der Neuinfektionen* steigt vielerorts oder hält sich auf einem hohen Niveau. Noch scheint es trotz vieler Einschränkungen keinen Grund zur Entwarnung zu geben. Am Mittwoch (25. November) treffen sich Angela Merkel und die Länder-Chefs, um über weitere Corona-Maßnahmen zu entscheiden. Besonders Deutschlands Nachbarländer Italien und Österreich haben mit der Pandemie zu kämpfen. Das Thema Ski-Urlaube wird dort heftig diskutiert.

Coronavirus: Conte trübt Aussichten auf Winterurlaub und Weihnachten - „nicht möglich“

„Es ist nicht möglich einen Winterurlaub zuzulassen, wir können uns das nicht leisten“, sagte Italiens Ministerpräsident Guiseppe Conte in einem Interview mit dem Fernsehsender „La7“. Die Aussichten auf Winterurlaub und ein normales Weihnachten hat Conte damit getrübt.

Italien strebt demnach in Abstimmung unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel* (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron einen europäischen Fahrplan zur schrittweisen Öffnung der Skigebiete an. Einigkeit herrscht unter den Regierungschefs Medienberichten zufolge darüber, dass unkoordinierte und zu schnelle Öffnungen wie im Sommer ein Fehler wären. Conte will Skigebiete angesichts der Corona*-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten.

Zumindest eine länderübergreifende Regelung forderten auch die italienischen Regionen. Wenn Skipisten geschlossen würden, sollte das für ganz Europa gelten, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, im Interview mit der Zeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag).

Corona: Skigebiete bis 10. Januar geschlossen? - „Wenn die EU das will, muss sie dafür auch bezahlen“

Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen, reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung. Das Land befindet sich aktuell in einem „harten Lockdown“.

„Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen“, sagte Österreichs Finanzminister Gernot Blümel am Dienstag.

Coronavirus in Österreich: „Wenn Skigebiete geschlossen bleiben müssen, ...“

„Wir haben in Österreich für all jene Bereiche, die wir behördlich geschlossen haben, in kürzester Zeit einen Umsatzersatz auf die Beine gestellt. Wenn Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann muss die EU einen Skifahr-Ausfallersatz leisten“, forderte Blümel.

Bei drei Wochen Schließung rechne man allein für die österreichischen Skigebiete mit einem Umsatzausfall von 2,4 Milliarden Euro. 80 Prozent Umsatzersatz, wie ihn in Österreich wegen der Corona-Pandemie geschlossene Unternehmen erhalten, bedeute Zahlungen von rund 2 Milliarden Euro, begründete sein Ministerium die Rechnung.

Indes kritisierte ein Mediziner die Maßnahmen der Merkel-Regierung während der Corona-Pandemie scharf.*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks (dpa/mbr)

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