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Corona-Medikament "spätestens im Herbst": Weltbekannter Virologe macht Hoffnung - und warnt

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Von: Christoph Englmann

Weltweit steht das öffentliche Leben nahezu still. Doch ist ein Shutdown die beste Lösung? Ein Virologe klärt auf. Zudem macht er Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff.

Wien - Dr. Norbert Bischofberger ist Virologe - und ein Star der Szene. Ein von ihm mitentwickeltes Medikament gegen HIV nehmen über 20 Millionen Menschen weltweit ein. Nun, in der Corona-Krise, ist seine Zunft mehr denn je gefragt. Virologen treffen Entscheidungen, die von Politikern dankbar umgesetzt werden. Mit der Folge, dass im Moment beinahe auf der ganzen Welt das öffentliche Leben ruht. 

Doch wie lange ist ein solcher Shutdown sinnvoll? Der Mediziner fürchtet bereits einen wirtschaftlichen Kollaps. Zwar sei es aus gesundheitlicher Sicht der richtige Weg, sich abzuschotten, allerdings werden „die Kosten ins Astronomische steigen“, erzählt er im Interview mit der österreichischen „Kronen-Zeitung“

Coronavirus: Singapur als Vorbild?

„In den USA haben wir von heute auf morgen drei Millionen Arbeitslose. Wer wird dafür bezahlen? Ihr könnt diese Leute noch ein paar Monate durchtragen, aber was ist dann?“, unterstreicht er die enorme finanzielle Sprengkraft der Pandemie.

Die Beschränkungen müssten ihm zufolge gelockert werden, „denn diesen Stillstand wird kein Land monatelang durchhalten.“ In Deutschland werden bereits nach einer Woche der Isolation erste Stimmen laut, die einen möglichen Ausstieg aus den Maßnahmen diskutieren wollen. So fordert Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) einen Exit-Plan

Indirekt widerspricht er damit auch der Bundeskanzlerin. Angela Merkel hatte eine solche Debatte als verfrüht bezeichnet. Die Bekämpfung des Coronavirus ist sowieso ein Drahtseilakt für sich. Volkswirtschaften weltweit stehen vor einer fraglichen Zukunft. Die Folgen der Corona-Krise sind nicht abzuschätzen. Bisher ist nur gewiss, dass ohne dosiertes Risiko und eine vorsichtige Rückkehr zur Normalität die Wirtschaft auf Dauer chancenlos ist. Andererseits könnte jede vorschnelle Lockerung die Gesundheit der Bevölkerung stark gefährden. Ist ein solcher Kampf überhaupt zu gewinnen? 

Singapur hat es vorgemacht. Die haben mittels großflächiger Tests festgestellt, wer Überträger ist, haben diese Leute isoliert und festgestellt, mit wem sie Kontakt hatten. Dann wurden die getestet. So mussten nicht alle zu Hause bleiben, sondern nur diejenigen, die positiv getestet wurden“, erklärt Bischofberger. 

Coronavirus: Gegenmittel bereits im Herbst?

Zwar sei dies keine Lösung auf Dauer, jedoch ist der Mediziner sowieso guten Mutes, dass die Forschung bald das nötige Gegenmittel* präsentieren kann: „Ich bin überzeugt davon, dass wir im Sommer, spätestens im Herbst, etwas haben werden, das wirksam gegen das Virus ist. Für jene, die bereits auf der Intensivstation sind, könnte es vielleicht zu spät sein, aber für frühe Stadien der Corona-Erkrankung und als Prophylaxe werden wir bald ein Mittel haben“, sagt er. 

Doch selbst hier zeigt sich die enge Verzahnung zwischen Gesundheit und Wirtschaft. Auf die Frage, wie teuer ein mögliches Corona-Medikament wäre, erklärt der Virologe: „Das entscheiden die produzierenden Unternehmen. Es ist ein Business, viele investieren und wollen etwas zurückbekommen. Auf der anderen Seite haben wir eine weltweite Krise. Und so muss ein Kompromiss zwischen den Investoren und dem öffentlichen Interesse gefunden werden.“ In Zeiten des erzwungenen Abstands fällt eine solche gegenseitige Annäherung hoffentlich einfacher. 

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks. 

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