Gutachten im Prozess gegen Böhse-Onkelz-Sänger

Frankfurt/Main - Mit einem Gutachten über den Unfall ist am Montag der Prozess gegen Böhse-Onkelz-Sänger Kevin Russell fortgesetzt worden.
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Der 46 Jahre alte ehemalige Rocksänger ist der fahrlässigen Körperverletzung und Straßenverkehrsgefährdung sowie der Unfallflucht angeklagt. Außerdem soll er fälschlicherweise einen Kumpel als Fahrer angegeben haben. Dieser hatte sich im Beisein von Russells Manager auch bei der Polizei selbst der Tat bezichtigt.
Bei dem Unfall waren zwei junge Männer lebensgefährlich verletzt worden. Die 20- und 22-Jährigen leiden noch immer stark unter den Folgen des Unfalls und ihren schweren Verletzungen. Genetische Spuren Russells am Airbag des Sportwagens hatten die Anklage möglich gemacht.
Böhse Onkelz-Mitglieder distanzieren sich
Zwei Mitglieder der 2005 aufgelösten Rockband Böhse Onkelz haben sich von Kevin Russell distanziert. “Der Kevin, der dieser Tage auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Kevin, mit dem wir gemeinsam all die Jahre durch dick und dünn gegangen sind“, heißt es auf der Homepage der Band. Die ehemaligen Bandkollegen Stephan Weidner und Peter Schorowsky zeigen sich vor allem über die Aussageverweigerung ihres ehemaligen Sängers vor dem Frankfurter Landgericht enttäuscht: “Wir hatten gehofft, Kevin würde persönlich zu den Vorkommnissen Stellung beziehen“.
Zudem machen die Ex-Kollegen Russell für die Auflösung der Band verantwortlich. Russells langjährige Drogensucht “war maßgeblich dafür verantwortlich, dass es zur Trennung kam“. Weidner und Schorowsky befürchten, dass das Verhalten Russells “unsere Glaubwürdigkeit und unser Lebenswerk infrage stellt“. Anders als Russell fühlen die beiden Ex-Kollegen mit den Opfern des vor dem Landgericht in Frankfurt am Main verhandelten Unfalls. “Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den Opfern. Wir wünschen den beiden von ganzen Herzen, alles erdenklich Gute“, heißt es am Ende der Stellungnahme.
Die Böhsen Onkelz hatten sich 2005 nach 25 Jahren aufgelöst. Zu ihrem Abschiedskonzert auf den Lausitzring kamen 100.000 Fans. Russell muss sich seit dem 24. September vor dem Frankfurter Landgericht verantworten. Dem 46-Jährigen wird vorgeworfen, am Silvesterabend 2009 im Drogenrausch einen Unfall verursacht zu haben, bei dem zwei junge Männer schwer verletzt wurden. Trotz DNA-Spuren im Unfallfahrzeug und belastenden Zeugenaussagen streitet Russell bislang ab, den Unfall verursacht zu haben.
dpa/dapd